Die einzelnen Gewässer mit Kurzbeschreibung

Die einzelnen Gewässer mit Kurzbeschreibung

Brakel liegt in einer breiten Mulde. So ist sein Wasserreichtum zu verstehen und eine ganze Reihe von Bächen und zwei kleine Flüsse sind zu nennen. Neben den eigentlichen Gewässern gibt es eine ganze Reihe namenloser Rinnsale, die im Zug von Bodendränagen, Flurbereinigung und Bebauung entstanden sind. Die Gliederung hier folgt der Auflistung von Ewald 1925 (S. 10 Die Heimatflur und S. 111 Die Feldmark).

Arbeitskarte auf Grundlage der Gewässerkarte im Buch Der Landkreis Höxter, Düsseldorf 1968

Flüsse

1. Nethe
Die Nethe ist ein kleiner Fluss und deckt als rechter Nebenfluss der Weser mit einer Länge von 50 km lang ein relativ großes Einzugsgebiet ab.
Von Neuenheerse bis Godelheim verläuft der Hauptfluss. Bei Niesen nimmt der die Taufnethe (von taub, d. h. trockenfallend) aus dem Bereich Löwen auf. Die Nethe fließt in Brakel 2.5 km durch Flur Märsch nach Osten, nimmt hier die Brucht auf und fließt dann im Bogen nach Süden, nach Erkeln und weiter in östlicher Richtung zur Nethemündung in die Weser bei Godelheim.

2. Die Brucht
Die Brucht ist eine „kleine Bache“. Sie ist 22 km lang, Bredenborn über Bellersen. Dort erhält sie starken Zufluss durch den Grundbach aus Holzhausen.
Auf dem Gebiet Brakel münden eine ganze Reihe von Bächen in die Brucht.
Durch einen Abzweig, den Mühlengraben für ehemals zwei Mühlen, wird die Brucht durch die Neustadt geführt und wird hier als Brucht bezeichnet. Der eigentlich Hauptlauf, Kaiwasser genannt, verläuft entlang es Walls, einer alten alten Befestigungsanlage, an der Stadt vorbei. Dort sind auch Eingriffe, Veränderungen in das Bachbett wie Stützmauern usw. zu sehen (Alte Schmiede).
In jüngere Zeit ist auf Höhe der Brede 2014 eine Sohlgleite errichtet worden. Das Wehr (Höhe 70 cm) dort wurde entfernt und in 6 Stufen fließt die Brucht tiefer. So ist die Durchgängigkeit für Fische gewährleistet. 2017 wurde dort eine kleine Aussichtsplattform errichtet mit einer Tafel mit Text zum Bau und Biologie. Die Errichtung dieser Plattform wurde seinerzeit als Geldverschwendung und überflüssig kritisiert.

Nebenflüsse der Brucht von Westen

a) Heberbach
Der Heberbach ist nur wenige 100 m lang. Als echte Kalktuffquelle fließt er im Bereich des Bildstockes Mutter Gottes im Wasser in Kalksinterstufen herab. Dort lagern sich die hellbraunen Kalbestandteile des Quellwassers als poröser Kalktuff ab. Als Biotop ist der Bereich geschützt. Das Quellwasser hat ganzjährig 2-7 Grad und im Quellbereich haben Amphibien, Libellen und bestimmte Moose einen besonderen Lebensraum. Nebenbei: Solche Quellen gibt es an der Egge mehrfach z. B. in den NSG Gradberg und Aschenhütte-Iburg und um die Ecke im NSG Emder Bachtal. Siehe Liste Naturschutzgebiete im Kreis Höxter (hier).

Der Heberbach war um 1890 ausersehen, die Stadt Brakel mit Trinkwasser zu versorgen. Gutachten bestätigten diese Möglichkeit trotz einer ca. 4,5 km langen Wasserleitung. Das Problem war der Eigentümer der Quelle, Graf Bocholtz-Asseburg. Er forderte kostenlose Wasserversorgung für sich auf der Hinnenburg und der Ökonomie Schäferhof . Weitere Informationen hier.

b) Sepkerbach
Der der 2-3 km lange Bach kommt aus dem Bereich Emder Wald und mündet in die Brucht noch vor dem Schäferhof. Der vordere Teil des Emder Berges wird als Sepkterberg bezeichnet und ist Ort der alten Siedlung Sebeke.

c) Röthebach (Triftbach)
Die Quelle ist der Meierbrunnen im Sauernfeld, benannt nach dem benachbarten Meierhof (Scheid). Der Quellteich liegt auf Privatgelände. Der kleine, nur knapp 2 km lange Bach fließt dort entlang eines alten Triftwege nach Osten, quert die Bundestraße B 252, durchschneidet danach die alten Rötewiesen (Flachsaufbereitung) und fließt oberhalb des Sportzentrums Pahenwinkel bei der Reithalle in die Brucht. Die Bezeichnung Triftbach verweist auf eine wichtige Verbindung der Stadt in den Bereich der Triften, der Gemeinwiesen.

e) Annenbach
Das kleine Bächlein entspringt nahe der Annenkapelle in einer Quellfassung und erreicht nach bereits 120 Metern die Brucht. Der untere Teil ist verrohrt.

f) Bredenbach
Aus dem Bereich Weststadt kommt ein kleines Gewässer zustande und fließt ehemals offen an der Südseite des Bredenviertel entlang. Der Bachlauf ist fast ganz verrohrt.

g) Meierbach
Der Meierbach ist ein künstlich angelegter Bachlauf zur Versorgung der Kernstadt mit Löschwasser und mit Durchlasswasser. Im 16. Jh. wurde ein Waldecker Brunnenbohrer beauftragt, Wasser von dem ergiebigen Meierbrunnen in die obere Stadt zu leiten.
Etwa 500 m nach der Quelle im Sauernfeld nimmt er durch einen künstlichen Seitengraben Wasser von dem Röthebach auf, wird durch Gräben (ehemals alte Wasserläufe) durch das Annenfeld und Flechtheimer Feld zum Feuerteich am Thytor geleitet.

Von dieser Stelle oberhalb der Stadt floss er offen in zwei Armen durch die Stadt und diente so als alte städtische Wasserleitung:

  • Rinne durch Thystraße und Königstraße bei der Alten Schmiede in die Brucht
  • Rinne durch Bleichgarten (Westmauer), dann durch die Straßen Hanekamp, Wolfskuhle in den Siechenbach.

Der Feuerteich (ehemals 2 Teiche) hat auch die Funktion als Löschwasserteich. Er verschlammt und muss ab und zu vertieft werden. Dazu wird Wasser abgelassen und der Schlamm ausgehoben. Bei geringem Wasserstadt wird Wasser zugefügt. Ein Springbrunnen sorgt für gute Wasserqualität des stehenden Gewässers.

Rückblick 1890 ff: Die Meierbachquelle sollte für die Trinkwasserversorgung der Stadt nutzbar gemacht werden. Dazu wurden Gutachten erstellt und trotz des geringen Höhenunterschiedes von 16 m bis zum Stadteingang beim Feuerteich wurde daran festgehalten. Das Problem der geringen Wasserlieferung sollte durch eine Vertiefung der Quelle und teilweise Quellfassung am Quellteich behoben werden – ohne Erfolg. Das Projekt wurde aufgegeben und es folgten die Brunnen im Ostheimer Feld mit Pumpleitung in den Wasserbehälter am Hembser Berg. Weitere Informationen dazu hier.

In der Sage vom Meierbach wird erzählt, dass ein zum Tode verurteilter Mörder den künstlichen Bachlauf geschaffen und damit von seiner Strafe befreit wurde.

Aus dem Buch Ewald (1925), Geschichte der Stadt Brakel, s. 345

Mit dem Meierbach ist auch der Name Meierborn und Meierhof verbunden. Der als Meierborn bezeichnete Quellteich ist eigentlich Quelle des Röthebaches Die eigentliche Quelle des Meierbachs liegt etwa auf gleicher Höhe bei einem als „Franzen-Feldscheue“ benannten Dreieck. Der Meierhof (um 1900 erbaut) liegt näher am Quellteich des Röthebaches.

Der Meierbach fließt also durch die Stadt und bildet ein Gefahrenpotential bei Unwetterereignissen. 2021, dem Jahr der Unwetterkatastrophe um Ahrweiler, beginnen Überlegungen, wie man das an der Bebauungsgrenze ankommende Wasser an der Stadt vorbei leiten könnte.

2022 ist wieder eine Großaktion notwendig: die Entschlammung. In den warmen Sommern zeigte sich grüne Algenblüte. Nach 35 Jahren (letzte Maßnahme 1986) ist wieder eine Sanierung erforderlich, Fische und Enten werden umgesiedelt. Die Wassertiefe wird von ca. 80 cm auf das Doppelte erhöht.

h) Siechenbach (Seikenbach 1914, Sieksbach)
Der Siechenbach kommt aus dem Siek, einem großen Feuchtgebiet im Rieseler Feld und fließt in zwei Armen zwischen Bohlenweg und Driburger Straße unterhalb der Grundschule in das eigentliche Stadtgelände. Im Bereich Driburger Straße stand das ehemalige Siechenhaus (Armenhaus) der Stadt, in dem Kranke mit ansteckenden Krankheiten versorgt wurden.
Ab der Warburger Straße, wo die beiden Arme sich vereinigen, ist er weitgehend verrohrt oder im tiefen Graben versenkt. Im Bereich Schild und Schulgelände wurde 2019 eine gravierende Umgestaltung vorgenommen. Dabei wurden eine unberührte Vegetationszeile mit alten Bäumen weitgehend gerodet und eine größere Bodenfläche wurde abgetragen. Entstanden ist dort (2020) eine feine, großzügige neue Sportanlage mit Erholungseinrichtungen und einem kleinen Weg (Rindenmulch) am Bach entlang. Das Gelände ist nicht frei zugänglich.
Im Freiraum am Oberlauf wird der Siechenbach in Gräben geführt. Das Feuchtgebiet (Amtmannteich und Nabu-Tümpel) erinnert an den ehemaligen Charakter des Gebietes, das als Ganzes das Gewerbegebiet Brakel West/Riesel wird.

In diesem Zusammenhang tauchte die Frage der Entwässerung mehrfach auf. Zu einer Lösung mit großem Rückhaltebecken oder mit Ertüchtigung des Bachlaufes durch die Stadt kam es nicht. 2021 stellt Büro Turk eine Lösung mit einem Kanal vor: Am Weg Hinteres Felde entlang wird ein Kanal zur Aa gelegt, der das obere Einzugsgebiet abfängt und erst gar nicht den Weg durch die Stadt nehmen lässt. Die Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler im Mai 2021 führt zur Neubewertung der Gefahrenlage und zur Bereitstellung von Mitteln zur besseren Vorbeugung.

Ein kleines Regenrückhaltebecken entsteht neben dem Amtmannteich, damit das Oberflächenwasser des Gewerbegebietes gebremst über den Bach abließt. Denn das angrenzende Gebiet Bohlenweg (40 Häuser) wird ebenfalls überbaut. – Auch die neue Wohnanlagen Bohenkamp (5 Großgebäude) entwässert über den Siechenbach. Hier sind Rigolen vorschrieben.

Westliche Quelle des Siechenbach
Mitten im Feld liegt eine offene Erdstelle von ca. 70 qm. Hier liegen Dränrohre (alt, neu), die nach Südwest und Südost verlaufen. Die eh. Weidequelle ist nicht geschützt.

Foto April 2022, am Bohlenweg mit Blick auf das Holzheizkraftwerk


Nebenflüsse der Brucht von Osten

a) Heinesiekbach
Der immerhin 4 km lange Bach kommt aus dem Bereich Kaiserbrunnen mit Mineralbrunnen bis Ehrenfriedhof. Dort ist ein kleiner Teich, dem zwei weitere Teiche am Kurpark Kaiserbrunnen folgen. Das Gelände ist für die Teiche als Erholungsgebiet umgestaltet worden.
Ein Rückhaltebecken wurde 2018 am Heinefelder Weg, Höhe Hochhaus angelegt.

b) Hakesbach
Der Hakesbach, etwa 12 km lang, entspringt in Hainhausen und fließt durch die Helle bis unterhalb des Generationenparks weiter bis zur Straße ‚Am Schützenanger‘ ins Kaiwasser, dem eigentlichen Bruchtarm am Wall. Er wird im Unterlauf ein kurzes Stück (beim Freibad) in einen engen kanalartiges Bachbett geführt.
2022 wird ein 1.300 cbm großes Regenrückhaltebecken unterhalb dem
Gebiet Lütkerlinde angelegt. Die Bebauung in diesem Gebiet wächst weiter und die Entwässerung führt über den Hakesbach.


Literatur
– Ruprecht Ewald (1925): Geschichte der Stadt Brakel. 2. Auflage 1984, Hg. Spar- und Darlehnskasse Brakel, Faksimiledruck Wilhelm Schröder, S. 10-11
– Horst-D. Krus (1993): Nethe und Nethetal im Gebiet der Stadt Brakel – eine landschaftliche Skizze. In: Jahrbuch des Kreises Höxter 1993, S. 73-82