1975 Städteatlas Geschichte

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat mit der Universität Münster die Reihe Städteatlas herausgegeben, um den aktuellen Wissensstand zusammenzutragen. Den Beschreibungen sind auch historische, aktuelle und thematischen Karten hinzufügt. Brakel gehört zu den ersten Städten und wurde bearbeitet von Prof. Heinz Stoob (Münster), der weitere 15 Städte Westfalens so beschrieben hat. Ein ausgesprochener Fachmann, der sehr verdichtet schreibt, aber eben auch nicht so leicht lesbar ist. Der Atlas liegt als großformatige Mappe herausgegeben und ist praktisch nur in Bibliotheken zu finden.

Daraus folgende Eckpunkte zusammengefasst.

Die Lage am Hellweg

Brakel liegt im Kreuzungspunkt zweier wichtiger Fernverbindungen:
– der Ost-Westverbindung Hellweg vom Niederrhein zur Mittelelbe und
– der Nord-Süd-Handelsstraße Hameln/Herford-Warburg
Der bedeutende Hellweg war schon vor der fränkischen Zeit sehr bedeutsam. Er verlief von Bad Driburg aus entlang von Aa und Nethe zum Weserübergang Höxter – nicht direkt im Tal, sondern über die Randhöhen. Über den Straßenzwang wurden die Straßen durch die Stadt geführt, genau über den Marktplatz.
Der Historiker fasst es so zusammen: Zum leistungsfähigen Umlande (gemeint ist hier das fruchtbare Becken) kommt eine vorzügliche Verkehrslage hinzu. Das bedeutete für Brakel einen fulminanten Start, die mit Münz- und Stadtrechten und als Hansestadt bald große Bedeutung erlangte.

Die alte Stadtanlage

An der Terrasse (/Stufe) zu Brucht im Norden entstand um 1200 die Bebauung der Kircheninsel, der Burgbereich (Bereich alte Post) und die Höfegruppe am Thy. Die 140 m-Höhenlinie bildet die Grenze des alten Kerns. Durch die Stadterweiterungen wuchs die Stadtfläche bald von 5,5 ha auf 14,3 ha. Mühlen kamen hinzu, ein Spital (Hospital) und Schule. Die Bewohner waren Kaufleute und Handwerker der verschiedenen Innungen. Vertretungen von Adel und Klöstern hatten Häuser als Dienstsitze in der Stadt.
Um 1300 war die Stadt von einer Stadtmauer umgeben, die später mit repräsentativen Toren und Türmen auf historischen Abbildungen erscheint. Innerhalb waren die Bereiche in Meierschaften bzw. Bauernschaften aufgeteilt, benannt nach dem Stadttoren: Thy- , Königstor, Ostheimer- und Hanekamp-Tor. Mit der Wall- und Grabenfläche lag die Stadtfläche schließlich bei 23 ha.

Problemlagen lassen Brakel zur einfachen Ackerbürgerstadt werden

Um 1500 hatte der Niedergang schon eingesetzt. Ein Flächenbrand von 1517 brachte das leben zum Stillstand. Pest, Krankheiten ließen die Bevölkerung von 2.000 auf 1.300 schrumpfen. Der Dreißigjährige Krieg und spätere Kriegszüge bescherten der Stadt viele Truppendurchzüge mit mehreren „Schutzbriefen“, die mit erheblichen Lieferungen und Geldzahlungen verbunden waren.
Kritische Punkte waren die Reformation 1560 , die Gegenreformation ab 1620, die Ansiedlung der Kapuziner mit Kloster 1644 und die Hexenverfolgung 1656.
Auch die Gewerbe- und Handelspolitik des Landesherren, des Paderborner Bischofs ließ den Rückstand immer größer werden.

Die Rolle des Adel in der Stadt

Die fränkische Landnahme und die Bedeutung der Kirche führte zu Herausbildung von lokalen Herrschaften. Die Herren von Brakel, später durch Einheirat von Asseburg wurden schließlich in den Grafenstand erhoben, weil sie im Machtgefüge ihre Rolle fanden in den hohen Ämtern des Bischof als Landesherren oder selbst Fürstbischof waren. Sie hatten die Hinnenburg auf dem Bergsporn als nobles Schloss gebaut und mit Parkanlagen versehen. Sie verstanden auch sich mit der Stadt zu arrangieren und fielen durch edle Stiftungen auf: 1483 Kloster Brede, 1644 das Kapuzinerkloster. Im 19. Jahrhundert mussten sie die von den von Preußen vereinnahmten Kircheneinrichtungen wieder zurück kaufen und sie ein zweites Mal der Kirche zu überlassen. Bei der Siedlungsbildung der Landreform 1950 kam umfangreiche Fläche zur Landsiedlungsgesellschaft bzw. in privates Eigentum.

Neuer Start unter den Preußen

1803 wurde ganz Europa neu aufgeteilt. Hier in Westfalen wurden die reformfreudigen Preußen neue Herrscher. Sie machten erst einmal eine Bestandesaufnahme (Urkataster), sie führten Personen- und Gewerbefreiheit ein, krempelten die Verwaltung um und sorgten für eine vernünftige Infrastruktur. Der Bahnanschluss von 1864 setzte große Hoffnungen auf die Entwicklung, die jedoch erst um 1900 einsetzte mit der Bebauung vor dem Stadtkern und mit Firmengründungen. Der Anschluss an die moderne Industriegesellschaft zog sich hin. Um 1910 hatte Brakel 3.500 Einwohner und die bürgerliche Gesellschaft hatte sich herausgebildet.

Im 20. Jahrhundert findet Brakel eine neue Rolle im Zentrum des Kreises Höxter

Anlage-Karten

  • Umlandkarte (Urmesstischblatt 1:25.000)
  • Urkataser Kernstadt
  • Katasterkarte mit Wachstumsphasen der Stadt (1:5.000)
  • Flurkarte mit Altersschichten der Gebäude