Eisenbahn und Bahnhof in Brakel
Die West-Ost-Bahnstrecke von 1864 mit dem Bahnhof Brakel ist ein ganz großer Entwicklungsschritt für die ganze Region. Die Strecke Altenbeken–Kreiensen ist Teil einer Fernverbindung vom Ruhrgebiet Richtung Berlin. Erbaut ab 1861 als eingleisige Strecke , später erweitert auf zweigleisig für Güter- und Personenverkehr und hat wichtige Stützpunkte. 1945 verlor die Strecke die Bedeutung als eine der wichtigsten Güterverkehrsstrecken für den Ost-West-Verkehr.
Hinweise
- 1845-49
Verschwörungstheorie zur Eisenbahn
In den Jahren der schlimmen Kartoffelkrankheit, der Kraut- und Knollenfäule, in der Region, war man der Ansicht, dass die durch die Eisenbahn und die Dampfloks hervorgerufen oder verbreitet werde. Dass ein kleiner unsichtbarer Pilz der Krankheitserreger war, konnten man sich nicht vorstellen. Vgl. Lebenserinnerungen von Wilhelm Waldeyer-Hartz 1910. – Andere Kalamitäten wurden der Bahn in den Anfangsjahren ab 1834 zugeschrieben. Den Kreis Höxter erreicht das Bahnwunder erst 1853 mit der Eröffnung der Strecke Altenbeken – Warburg als Teil der Strecke von Hamm bis Kassel. - 1864
Die Anfänge
Die Anlage Bahnhof mit Güterschuppen, Lokstation und Drehscheibe wurde 1964 fertiggestellt. Das Bahnhofsgebäude war noch provisorisch und wurde 1867 durch einen stattlichen Neubau als Ziegelsteinbau ersetzt. Das „alte“ Gebäude fand Verwendung in Bonenburg. – In der feierlichen Zugfahrt erreicht der Zug mit 200 Personen den Bahnhof Brakel gegen 14 Uhr. Er wird mit endlosen, freudigen Hurra-Rufe begrüßt. Der Güterverkehr (in der Hauptsache mit Kohle) sorgt für Aufschwung. Ein Bahnhof wird erst 1867 erbaut. - 1872
Zugunglück im Bahnhofsbereich
Am 4. Oktober ereignet sich ein Auffahrunfall mit zwei Güterzügen im Bahnhofsbereich. Ein wird Zugführer getötet und vier andere Zugbeamte schwer verletzt. Ein schweres Gewitter hatte in der Nacht die Elektrik beschädigt und Signale funktionierten nicht mehr. „Bis zu 30 Fuß Höhe [ca. 10 m] waren die zertrümmerten Wagen aufeinander getürmt!“, hießt es in einer Zeitungsmeldung. - 1880 ca.
Der Bau der Zuckerfabrik Brakel von 1881 ist auf die Anbindung an die Eisenbahn und eigenen Gleisanlage zurückzuführen. - 1890
Der Bau der Zuckerfabriken beflügelte die Idee einer Schmalspurbahn von Warburg bis Steinheim. Bekanntlich kam der Bau nicht zustande, aus Kostengründen.. - 1900
Vom Bahnbetrieb um 1900
Bürgermeister Koberg konstatiert in dem Bericht der Stadtverwaltung von 1901, dass die Personenverbindungen wesentlich günstiger geworden sind. Der Nachmittagsschnellzug nach Berlin hielte in Brakel während des Winterhabjahres. Der Bahnhof habe ein Ausladegleis erhalten. - 1904
Ein zweites Gleis wird zur Zuckerfabrik gelegt. - 1931
Der „Schienenzeppelin“ macht Halt im Bahnhof Brakel
Der 26 Meter lange Leichtbau-Schnelltriebwagen mit knapp 20 Tonnen Gewicht sieht aus wie eine Zigarre oder ein Zeppelin auf Schienen. Es ist der »Flugbahn-Wagen« des Ingenieurs Frank Kruckenberg, Hannover. Das silberfarbene Segeltuch um ein Spantengerüst aus Aluminium verbirgt die Innereien, darunter ein 300 PS Flugzeugmotor. Am Heck sorgt ein Propeller aus Holz für den Antrieb. Dieser Pfeil auf Rädern hatte wenige Tage vorher, am 21. Juni, einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: 230 km/h! Quelle: Text nach Karl Fischer, Modellbundesbahn Brakel. - 1936
Der Führer am Bahnhof Brakel
Ein offizielles Postkartenmotiv zeigt, wie Adolf Hitler die Treppe vor dem Bahnhof hinunterschreitet. Daneben steht eine Abordnung von Personen mit schwarzen und braunen Uniformen zur Weiterfahr bereit. Die Reise führte vermutlich über die Grevenburg bei Sommersell (Besuch beim Regierungspräsidenten Adolf von Oeynhausen). Herr Brassel vom Stadtarchiv datiert das Foto auf den 05.10.1936 und könnte mit den Ziel Bückeberg an der Weser bei Hameln in Verbindung stehen (vgl. 1933-1937 Reichserntedankfeste), Quelle: Postkartenmotiv. Vgl. Beitrag Bahnhof 1933 (hier) - Ein Bericht aus dem ende der Kriegszeit belegt die Bedeutung der Streckenverbindung über Brakel im Fernverkehr: Benito Mussolini, der damals abgesetzte Führer (Duce) in Italien reiste am 20. Juni 1944, dem Tag des Attentatversuches von Claus von Stauffenberg, auf der Strecke über Brakel zur Wolfsschanze und sprach mit Hitler „etwa drei Stunden“ darüber, wie es mit Italien weitergehen sollte. – Der Ottberger Chronist Fritz Wiesemann schreibt:, dass die Strecke von Zivilisten mit Gewehr bewaffnet gesichert war. Um die Mittagszeit, sei der Zuge gekommen mit einer Lokomotive, die einen einen offenen Güterwagen vor sich her schob. Der anschließende Triebwagen folgte mit mit hoher Geschwindigkeit.
- 1945
Ein Fliegerangriff am 22. Februar zerstört den Bahnhof
Es waren sechs Bomben der anrückenden US-Division. Ein Blindgänger war dabei, dessen Zünder im Stadtmuseum zu sehen ist. Es gab einen Toten am Bahnhof und weitere Personen in der Stadt. Der heutige Bahnhof wurde erst 1953, etwas weiter westlich neu erbaut. Der alte Standort ist heute der heutige Parkplatz. Quelle: Postkartenmotiv - 1972
Ein Heizer nachts im Bahnhofsrestaurant
Am 27. Mai 1972 musste der Nachtzug nach Höxter auf Höhe Bahnhof Brakel halten. Es war bereits 0.40 Uhr und es gab eine Stunde Aufenthalt. Es war noch Licht im Bahnhof und so schickte der Lokführer den Heizer los, um zwei Flaschen Bier zu holen. Als er durch die Kneipentür in den Schankraum betrat, brach ein großes Gelächter bei dem hier versammelten Völkchen los. Der Heizer war vom Ruß ganz schwarz im Gesicht und einer der Gäste mutmaßte, beim Heizdienst würden wohl auch farbige Menschen eingesetzt. Der Heizer erklärte, auf dem Weg von Hamm sei es den ganzen Tag trocken und staubig gewesen. Der Bahnhofswirt gab seinen „Bahn-Kollegen“ zwei Freibier-Flaschen Rheder Pils.
Quelle: Nach einer Nachricht „Brakel bei Nacht“ von Fritz Wolff auf dem Portal Drehscheibe Online.de v. 27.06.2022
Literatur
- NW-Zeitungsartikel v. 27./28. Sept. 2014: . . . Vor 150 Jahren wurde die Eisenbahnstrecke Altenbeken-Höxter eingeweiht (Doppelseite, mit Information von Karl Fischer, Modellbundesbahn Brakel)