Italienische Namen in Brakel

Wie die ersten italienischen Namen nach Brakel kamen: Montino – Potente – Tensi – Tognino

Es gibt nur vereinzelt Hinweise dazu und mit dem Eisenbahnbau 1864 kamen sicher auch Italiener ins Land. Aber die genannten Namen sind bereits vorher, um 1800 oder früher, belegt. Das war die Zeit der Zinngießer und anderer Kunsthandwerker.

Der Name Potente ist im Bürgerbuch der Stadt Brakel zweimal eingetragen: 1739 wird ein Melchior Potente (aus Salzkotten) eingebürgert und im Jahr 1795 Joseph Potente als Bürgersohn.

Der Name Tognino (Dognino) kam aus Kassel und/über Lügde nach Brakel.
Eingebürgert wurde Johann Heinrich Philipp Tognino (1764-1828), vgl. Leesch, Bürgerrechtsmatrikel 1958. Dessen Vater, Johann(es) Tognino (geb. 1864 in Kassel, gest. 1811 in Lügde im Alter von 83 Jahren ist von Beruf: Drechsler und Sichler), war trotz teilweise fehlender Papiere 1789 in Lügde eingebürgert. Er kam mit seiner Frau aus Helsen (bei Bad Arolsen/Waldeck). Davor noch ist ein Gaudentius Tognino in Kassel genannt. Dessen Herkunft ist nicht zu ermitteln, schreibt Angelika Blecking (siehe unten!), der ich für die freundlichen Hinweise herzlich danke. Sie führt eine mit Schwerpunkt des Zweiges Essen. Die Familie Tognino dürfte damit wohl um 1750 aus dem italienisch sprachigen Raum (Norditalien?) ins Waldeckische gekommen sein. – Ein interessanter Nebenaspekt: Die vier Kinder des Johann(es) Tognino waren in der Hofkirche Arolsen evangelisch getauft. In Lüde und Brakel waren sie katholisch.

Dafür gibt es Quellen wie von Familie Tensi auf der Internetseite. Die Handwerker und Spezialisten kamen aus Nord-Italien nach Brakel. Sie fertigten Blech- und Zinngegenstände. Aus Zinn (einer Zinn-Blei-Legierung) wurde Geschirr (Gefäße wie Becher und Kannen, Teller, Vasen usw.) und Besteck gegossen, das sich in vielen Haushalten befanden. Vielleicht auch im Krankenhaus und anderen Einrichtungen. Beliebt waren auch die (bemalten)  Zinnsoldaten bei den Kindern im Kaiserreich.

Zinn-Waren konnte auch wieder umgegossen werden. Es wurde aber durch Steingut- und Porzellan verdrängt, so dass es ab 1880 noch noch eine geringe Rolle spielte.  

Am Beispiel der Familie Tensi lässt sich zeigen: Ein Tensi ist 1832 zugewandert, er erhielt 1847 das Bürgerrecht, kaufte 1843 das Haus Ostheimer Straße 9. Danach ist die Familie bis heute im Klempner- und Elektrotechnikhandwerk tätig. Auf den Giovan Batista (Johannes) Tensi folgten die Generationen: Fritz, Valentin, Ferdinand, Klaus und Adrian Tensi.
Eine Zunft oder Gilde der Zinngießer gab es wohl nicht, von der man weiteres erfahren könnte.

Von den weiteren Namen Montino, Potente ist mir nichts Näheres bekannt. Aber diese Namen tauchen früh im Schützenverein, bei der Feuerwehr  und in anderen Vereinen auf – als Mitglieder und wichtige Funktionsträger.  

Literatur

  • Angelika Blecking (geb. Luxen aus Essen, später Dinslaken) mit Vorfahren Tognino. Frdl. Mitteilung per Mail vom Okt. 2021 und August 2022
    Vgl. ihre Vorfahren;
    – Carl Josef Tognino, geb. 18.07.1806 in Brakel, Heirat Brakel 1828 Maria Magdalena Krevet (gest. 1931); Wegzug nach Salzkotten. Zweite Heirat 1832 Maria Meier (Libbemeier) in Salzkotten. Gest. 1874 in Essen
    – Sohn Wilhelm Anton Tognino (geb. 1833), zieht nach Essen; Heirat 1856 Wilhelmina Heistermann.
    – Tochter Antoinetta Catharina Tognino, geb. 1863 in Essen.
    – Tochter Katharina Antonie Luxen, geb. Hecker
  • Wolfgang Leesch (1958), Matrikel der Bürgerrechtsverleihungen im Brakeler Rats- und Bürgerbuch. Reihe Beiträge zur westfälischen Familienforschung, Bd. XVI. Hg. Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung.
  • Internetseite Fa. Tensi Brakel (ca. 2015)
  • Franz Josef Dubbi, Artikel in Warte 190/2021, S. 11-14. Es geht über die Zinngießer von Warburg. Darin wird das Schicksal eines Ambrosius Bosetti näher beschrieben, der 1803 in Brakel geboren wurde und durch Einheirat erfolgreicher Kaufmann in Warburg wurde.  

Ruprecht Ewald (Buch 1925, S. 43) weist darauf hin, dann schon beim Bau der Stadtbefestigung um 1300 möglicherweise italienische Baumeister (und später französische) beteiligt waren. Er führt den Namen der Straße Schopenstiel auf das italienisch Scopa, Besen zurück.