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Antisemitismus am KWG Höxter?

Das König-Wilhelm-Gymnasium Höxter, gegründet 1885, genießt einen ausgezeichneten Ruf. Auch bei den beiden Vorfällen, die hier im Raum stehen, zeichnet sich die Schule durch Umsicht und Gründlichkeit aus. Das KWG wurde von 163 jüdischen Schülern besucht, davon sind 24 durch die Judenverfolgung ums Laben gekommen. Die Namen stehen auf einer Gedenktafel im Foyer der Schule.

Die Schülerkartei des KWG Höxter ist offenkundlich vorbildlich und umfangreich. Fritz Ostkämper, ehemaliger Lehrer und Spezialist für jüdisches Leben im Höxter (vgl. Internetseite des Forum-Jakob-Pins) hat die Daten und die Protokolleinträge der Schule für die jüdischen Schüler ausgewertet und dargestellt. Dort sind auch entsprechende Zeitungsmeldungen und spätere Fundstücke aus dem Internet mit aufgenommen.

Für die beiden Schüler des KWG Nr. 2651 Oskar und Nr. 2764 Kurt Heineberg aus Brakel sind auch Porträtfotos aus der Schülerzeit enthalten. Daraus dies Hinweise:

Oskar Heineberg 1922

1922 (Kl. 10) Der Vorwurf gegen einen Mitschüler (anderen Volksgenossen). Dieser hatte ihm einen Brief mit einem gegen die Juden gerichteten deutschnationalen Wahlaufruf geschickt. Beide Schüler erhalten einen Verweis, Oskar weil er sich vorher ungebührlich und frech gegenüber seinem Mitschüler verhalten hatte. Er studierte Jura und promovierte 1930.  

Im Weiteren wird auf seine musikalischen Tätigkeiten hingewiesen. Er wird bei einem Edelmetallunternehmen in Südamerika tätig und gründet einen Orchesterverein. Er selbst spielt ausgezeichnet Violine und Klavier. Das Symphonieorchester von Peru in Lima spielt Kompositionen von ihm (1971).

Kurt Heineberg 1928

Klasse 13. Kurt wird gekränkt durch eine Karikatur mit Hakenkreuzsymbol. Der Mitschüler erhält einen schriftlichen Verweis.
Kurt verdächtigt einen Lehrer des Antisemitismus wegen seiner schlechter Sportnote. Der Vorwurf ist zu Unrecht. Kurt wird der Verweis von der Schule angedroht. Der Fall wird erneut verhandelt wg. eines weiteren Vorwurfs an den Lehrer. Kurt entschuldigt sich im Lauf der Anhörung in aller Form und er erhält einen mündlichen Verweis. 

Schlussbemerkung (d. Verf.)
Die beiden Brüder sind bereits 1933 nach Südamerika ausgewandert und haben die Eltern nachgeholt. Dabei hat das Umfeld in Schule, Gesellschaft und Politik sicher eine Rolle gespielt.

Hinweis; Bereits 1826 besuchen 3 Schüler das Gymnasium in Detmold, Paderborn und Kassel. Vgl. Engemann 1979, S. 282. Die Bildung hatte ja immer besonderen Stellenwert.