Die ev. Auferstehungskirche, erbaut 1912
Die Kapuzinerkirche war den Evangelischen 1831 zugewiesen worden zur Nutzung, 1839 dann auch im Eigentum. Mit den Preußen kamen erste Evangelische in die Stadt: Bedienstete von Post und Bahn, selbständige, Gutspächter und mit Hofpersonal (Knechte, Mägde, Melker). Das erste Presbyterium wurde 1843 gebildet, 1844 kam er erste Pfarrer (Ahlborn).
Mit dem Bau der Zuckerfabrik 1885 machte die evangelische Gemeinde einen große Sprung.
Der Planungen zum Bau einer eigene Kirche nahmen um 1900 konkrete Formen an. 1905 wurden zwei, zusammen 4.400 Quadratmeter große Grundstücke in der Bahnhofstraße nahe beim Bahnhofsgebäude gekauft.
Die Pläne für die neue Kirche wurden über Jahre intensiv begleitet. Nicht der große Baumeister Siebold der evangelischen Kirche in Berlin kam zum Zug mit seinem Entwurf, sondern der Architekt aus Brakel, Anton Didden. Der Kirchenbau folgte einem Muster für Kirchenbauten, dem Eisenacher Regulativ von 1861, das eigentlich nur bis um 1890 galt. Auf einem kreuzförmigen Grundriss entstand ein massives Gebäude mit Bruchstein (unverputzt) und rotem Sandstein für die Fenster (Maßwerk). Die Kreuzform im Grundriss kommt von außen nicht richtig zur Geltung, weil in die eine Ecke der mächtige Turm steht (27 m hoch), in eine andere Ecke der Anbau der Sakristei gesetzt wurde.
Im Zusammenhang mit der großen Bauhöhe soll der Eindruck eines burgartigen Gebäudes entstehen. Der Baustil ist germanisch-romanisch und wirkt schwer und massiv. – Das nebenstehende Pfarrhaus mit Fachwerk, Giebeln und Ecken kann man dem ‚Heimatstil‘ oder ‚völkisch‘ zuordnen.
Die Innendecke der Kirche krönt ein hohes Kreuzrippengewölbe. Der Altarraum umfasst 5 x 6 m und es gibt Sitzplätze für 220 Personen (ohne erweiterte Empore). Die großen Fenster mit Bleiglas zeigen Luther (Nord) und Melanchthon (Süd) sowie die Lutherrose (Ost, der Eingangsseite) und den dem Christusbild (Lamm Gottes) im Westen.
Die Kirche ist seit 1982 als Baudenkmal eingetragen. Hier ein Hinweis zur den umliegenden evangelischen Kirchen in Driburg, Nieheim, Steinheim. Die Gemeinden wurden um 1850 eigenständig und bauten ihre Kirchen einige Jahrzehnte früher als Brakel als Saalbauten, neugotisch mit Strebepfeilern und hohem spitzen Turm (36 m hoch, Grundmaß 5 x 5 m).
In der Gründungsurkunde der Grundsteinlegung von 1911 in Brakel wird ganz konkret der Wunsch ausgesprochen, dass kein anderes Bekenntnis als das reformatorische hier je einziehen möge. Pfarrer Heinrich Berthold spricht über „eine neue, völlig eigene Kirche, die den evangelischen Begriffen entspricht“ (vgl. Untertitel Heft 24 und S. 29). Die neue Kirche sollte ein Mahnmal und Bollwerk der evangelischen Religion in der (katholischen) Diaspora bilden.
Die Kirche hat mehrere Renovierungen erfahren, so 1955 (Innenraum), 1968, 1970 (Dach) und 1987. Bei der letzten Renovierung musste auf den Denkmalschutz besonderer Rücksicht genommen werden, die Kirche wurde 1982 als Baudenkmal eingetragen.
Weitere Literatur
- Festschrift 75 Jahre Auferstehungskirche Brakel 1912-1987. 46 Seiten. Keine weiteren drucktechnischen Angaben. Mit Beiträgen von Dr. Arwed Blomeyer (Geschichte), Detlef Paul (Baugeschichte), Kurt Schattschneider und Pfr. Matthias Gössling.