Bau der Auferstehungskirche 1912 in der Bahnhofstraße

Die Kapuzinerkirche war den Evangelischen zwischenzeitlich übereignet worden und sie bildete das Grundkapital für die neuen Pläne des neuen Kirchenbaus. 1905 wurden zwei, zusammen 4.400 Quadratmeter (!), große Grundstücke in der Bahnhofstraße erworben.

Die Pläne für die neue Kirche wurden über Jahre intensiv verfolgt. Nicht der großen Baumeister Siebold der evangelischen Kirche in Berlin kam zum Zug mit seinem Entwurf, sondern der Architekt aus Brakel, Anton Didden. Der Kirchenbau folgte einem Muster für Kirchenbauten, dem Eisenacher Regulativ von 1861, das eigentlich nur bis um 1890 galt. Auf einem kreuzförmigen Grundriss entstand ein massives Gebäude mit Bruchstein (unverputzt) und rotem Sandstein für die Fenster (Maßwerk) etc. Die Kreuzform im Grundriss kommt aber nicht richtig zur Geltung, weil in die eine Ecke der mächtige Turm (27 m hoch), in eine andere Ecke der Anbau der Sakristei gesetzt wurde.

Im Zusammenhang mit der großen Bauhöhe entsteht leicht der Eindruck eines burgartigen Gebäudes, quasi einer Festung. Dazu der Baustil: Er Stil ist germanisch-romanisch, wirkt schwer und massiv. Das nebenstehende Pfarrhaus mit Fachwerk, Giebeln und Ecken kann man dem ‚Heimatstil‘ oder ‚völkisch‘ zuordnen.

Innen gibt ein hohes Kreuzrippengewölbe, einen großen Altarraum (ca. 5 x 6 m) sowie Sitzplätze für 220 Personen (ohne Empore). Die großen Fenster mit Bleiglas zeigen Luther (Nord) und Melanchthon (Süd) sowie die Lutherrose (Ost, der Eingangsseite) und den dem Christusbild (Lamm Gottes) im Westen.

Die Kirche ist seit 1982 Baudenkmal. Nebenbei: die umliegenden evangelischen Gemeinden Driburg, Nieheim, Steinheim wurden um 1850 eigenständig und bauten ihre Kirchen früher als Brakel als Saalbauten, heugotisch mit Strebepfeilern und hohem Turm.

Das unterstreicht die spezifische Glaubensrichtung. In der Gründungsurkunde von 1911 wird ganz konkret der Wunsch ausgesprochen, dass kein anderes Bekenntnis als das reformatorische hier je einziehen möge. Pfarrer Heinrich Berthold spricht über „eine neue, völlig eigene Kirche, die den evangelischen Begriffen entspricht“ (vgl. Untertitel Heft 24 und S. 29).  Die neue Kirche – ein Manifest und Bollwerk der evangelischen Religion in der (katholischen) Diaspora. – Von Gemeinsamkeit oder Ökumene noch keine Spur.