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Das bewegte Leben des Adolf von Spiegel in Rheder und seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus

Westphalen, Gerlinde von (2024):
Mit Hilfe der Partei ging er dann .. in die Heilanstalt. Schloss und Brauereibesitzer Adolf von Spiegel – ein Gegner der Nationalsozialisten.

Die Warte Nr. 201, S. 15-18 

Anhand der Zwischenüberschriften lässt sich der Inhalt gut wiedergeben.:

Familie und beruflicher Werdegang

Die von Spiegel aus Helmern gehören zum Uradedel Hochstifts. Der Bruder Josef (1878-1949) ist Landrat des Kreises Höxter. Seine Schwester Benedicta (1974-1950) ist Ordensfrau und Äbtissin in Eichstädt und im offenen Widerstand zum Nationalsozialismus. Adolf v. Sp. (1875-1956) macht Abitur in Warburg, studiert Nationalökonomie (ohne Abschluss) und wird bei den Husaren Rittmeister. Er erbst das Rittergut der von Mengersen in Rheder, zu dem 750 ha Land und Wald gehören sowie eine Brauerei.

Widerstände gegen die Heirat und:
Die Schwägerin in Berlin – eine Freundin Hitlers

Seine erste Frau ist Olga Bartels geb. von Laffert (1879-1951). Sie ist evangelisch und bringt Tochter Erika mit in die Ehe. Weitere Kinder folgen nicht. Der Bruder der Frau ist Schriftsteller und SS-Obersturmbannführer, die Schwester betreibt in Berlin einen Salon und ist mit Hitler und anderen Größen der NS-Bewegung sowie des Hochadels verbunden.   

Die Nazizeit spaltet die Familie

Das enge Familienumfeld ist gegensätzlich aufgestellt. Adolf v. Sp. ist Skeptiker und impulsiv und anstößig in seinen Äußerungen zum Regime und dessen neuen Repräsentanten.    

Prinz August Wilhelm von Preußen zu Gast in Rheder

Zur Hochzeit der Tochterim September 1937 reisen die Berliner Verwandtschaft und der Prinzen von Preußen in NS-Uniform. Die Berichterstattung fokussiert sich wohl stark darauf. Adolf v. Sp. versendet ein Dankschreiben an die Zeitungen, in dem er den Zug aus der Kirche beschreibt. Hinter dem Brautpaar der Prinz („Sr. Königlichen Hoheit, Sohn Sr. Majestät des ehemaligen Kaisers und König mit meiner Frau am Arm. Es folgte meine Wenigkeit in Husarenuniform.“). Der Nachsatz erregt großes Aufsehen und die NS-Funktionäre sehen darin eine Herabwürdigung. Sie bemängeln auch, dass ihm der Gruß „Heil Hitler“ völlig fremd sei. Auch auf seine amourösen Affären wird hingewiesen, um ihn zu diskreditieren.   

In einer Göttinger Nervenklinik in Sicherheit gebracht

In der Zeit 1935 bis 1944 war er sechs Mal in der Nerven- und Heilanstalt Göttingen, wo der renommierte Leiter und Psychiater ihm „wüste, manisch-enthemmte Beschimpfungen“ der Partie und ihrer Repräsentanten und „Unzurechnungsfähigkeit“ bescheinigt. Die ärztliche Behandlung schützte ihn wie ein Wunder durch die Zeit. Hinweis: Auch war er bei der Bevölkerung sehr beliebt und man wollte Aufsehen vermeiden.

Nach dem Krieg

Adolf von Spiegel gehörte zu den Stiftern von Kirchenbänken für den Paderborner Dom. Dort ist eine Bank mit dem Rheder‘schen Wappen und eine Bank seines Bruders zu finden. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er im Alter von 77 Jahren seine Freundin Paula Bennet (1900-1979, ergänzt: eine Salondame aus Bochum). Er starb im 1952 und wurde unter großer Anteilnahme der umliegenden Bevölkerung beigesetzt.  

Anmerkungen

Mit 18 Eintragungspunkten, darunter viele Literaturangaben

Bilder

Ein Porträtfoto, eine Gesellschaftsrunde mit Adolf Hitler in Berlin sowie ein Hochzeitsfoto sind dem Artikel beigefügt.