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Das Haus des Gastes

Das Haus des Gastes, Am Markt 5, steht für eine interessante Geschichte und dem Umgang als Erinnerungsort. Es war fast 100 Jahre in jüdischen Besitz, bis die Stadt es 1981 übernommen hat.

Das Haus besteht aus zwei Gebäudeteilen, die auch unterschiedliches Niveau haben. Der Vorderteil ist teilweise unterkellert und ist ein Objekt der frühen Stadtzeit wie die Alte Waage (um 1300). Auf die Zeiten als Ackerbürgerhaus im 18./19. Jh. weisen Türinschriften hin. 1893 kam es in Besitz des jüdischen Kaufmanns Salomon Lobbenberg, 1897 dann an Kaufmann Meyer Rotheberg. Es wurde 1943 enteignet und der Stadt zugesprochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderte der emigrierter Nachkomme (Werner Rothenberg) das Gebäude erfolgreich zurück. 1981 erfolgte schließlich der Erwerb durch die Stadt nach langen Verhandlungen. Das Haus des Gastes (zeitweilig auch Josef-Gerke-Haus) wurde umgebaut und als Tourismus- und Kultureinrichtung eröffnet. Der Amtsdirektor Josef Gerke hatte sich um die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Brakel besonders verdient gemacht.

Während der Zeit der Verfolgung der Juden von 1939 bis 1941 diente das Haus als „Judenhaus“ der Stadt, also zur zentralen Unterbringung der letzten jüdischen Bewohner. Neben der Eigentümerfamilie Rothenberg waren weitere 30 Personen hier einquartiert. Der Versuch, an dieses dunkle Kapitel mit einer kleinen Gedenktafel zu erinnern, scheiterte. Die Grünen (im Stadtrat seit 1984) erreichten zwar die Zustimmung zu dem Vorschlag, aber umgesetzt wurde der Beschluss bis heute nicht. Und auch bei den heutigen umfangreichen Informationen zum Haus bleibt dieser Umstand verborgen.     

Im Dezember 2023 werden die ersten Stolpersteine Brakels hier verlegt, eine Initiative des Heimat- und Museumsvereins Brakel. *)

Literatur

  • Stadt Brakel (1983): Haus des Gastes – Josef-Gerke-Haus-. Heft zu Einweihung am 19.10.1983, 16 Uhr. Mit Beiträgen von Ulrich Ernst (Geschichte) und Anton Herink (Ausgrabung).
  • *) Für Nathan Rothenberg, Rika Rothenberg, Margarethe Rothenberg, Herta Rothenberg, Werner Rothenberg