Die katholische Kirche und die katholischen Christen in der NS-Zeit
Bekanntlich begrüßten die evangelischen Gemeinden überwiegend den neuen Führerstaat begrüßten und auch viele Pfarrer hofften, dass mit der neuen Regierung die Evangelischen wieder mehr Gewicht bekommen wurden. Sie gehörten zum Verband der „Deutschen Christen“. Ab 1934 kam die „Bekennende Kirche“ hinzu mit Martin Niemöller, und gewann an Zustimmung. Deren bekanntester Vertreter, Dietrich Bonhoeffer, kam in KZ-Haft und wurde ermordet.
Das Verhältnis der katholischen Kirche zum Staat war unterschiedlich und blieb überwiegend distanziert. Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 war ein Staatsvertrag zwischen dem Vatikan und der neuen Reichregierung. Danach sollte die Kirche Sonderrechte behalten und vor der Übernahme in der folgenden Gleichschaltung erhalten bleiben.
Die Zentrumspartei hatte zugestimmt als Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte und verlor rasch an Bedeutung und Einfluss, wie die anderen Parteien auch. Pfr. Grüne war Vorsitzender der Zentrumpartei, bis sie sich auch in Brakel 1933 selbst auflöste. Gegründet 1860 in der preußischen Zeit, als der Staat die Sonderrechte und die Stellung der katholischen Kirche reduzierte, war die katholische Partei entstanden. Sie stand hier im ländlichen Raum für ein „ultramontanes Glaubensverständnis“, das den Papst als oberste Instanz und dessen Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen anerkannt. Diskussionen oder Anpassungen an die Zeit voller neuer Erkenntnisse der Wissenschaften waren so kaum möglich.
1933 waren Kirchenbesucher in braunen Partei-Uniformen zunächst nicht erwünscht. Das lockerte sich bald für Gruppen usw. Bereits im Jahr 1933 hatte Brakel eine ausgebaute Organisationsstruktur für die Nationalsozialtische Zeit. Viele Brakeler wurden Mitglied in Parteiorganisationen wie in Ortsgruppen der SA, SS. Auch die Frauenschaft und der Lehrerbund waren örtlich organisiert. Daneben gab es mehrere Kampf -und Wohlfahrtsverbände wie dem NSV, der Nationalsozialisten Volkswohlfahrt. Dies war eine soziale Hilfsorganisation, die durch die Propaganda zu einem großen Verband aufgebaut wurde. Mildtätige Spenden an Bedürftige sowie Dienstleistungen und Spendenaktionen kamen bestens an bei der Bevölkerung.
Auffallend naiv und beschämend aus heutiger Sicht ist die Begeisterung der kirchlichen Schulen der Brede für den neuen gottlosen Führerstaat, wie es in den Bredenbriefen der Zeit zum Ausdruck kommt. Dabei geriet auch dieser Orden schnell in das Visier der Staatssicherheit: Devisengeschäfte und Ordensverbot standen ins Haus.
Auch die Aktionen gegen die Juden und jüdische Einrichtungen in der Pogromnacht am 9. November 1939 erregten Missfallen und prangerten die Verhaftungen sowie Materialzerstörung an. Über die weitere Behandlung der Juden mit der Einweisung in das Judenhaus Am Markt und die weiteren Schikanen sah man hinweg, so dass auch die Deportationen ab 1941 kaum öffentlich registriert wurden. An der darauf folgenden Vermögensverteilung der Häuser und Grundstücke profitierten nicht wenige. Auch bei den die Haushaltsauflösungen in öffentlicher Versteigerung wurde nicht weiter nach Ursachen nachgefragt. Vermutlich lieb ein ungutes Gefühl doch zeitlebens bei den Menschen.
Die geplante Euthanasie von Kindern und behinderten Menschen im August 1939 stieß bei vielen Menschen auf Ablehnung. Denn anders als heute lebten diese weitgehend in den Familien. Zwei Jahre später, 1941, predigte der Münsteraner Bischof Clemens von Galen gegen die Tötungen und das Euthanasie-Programm.
Über die vier Lübecker Märtyrer wurde wohl erst nach dem Krieg gesprochen. Und viele andere, vorwiegend junge Priester wurden von der Kirche fallen gelassen, wenn sie auf der Anklagebank saßen und zu Hunderten ermordet wurden. Dabei versuchten diese überwiegend, Einfluss auf die Jugend zu nehmen, um sie vor dem Gang in den Kampf und Tod zu bewahren. Aufpasser im Ort und irritierte Eltern brachten solches Verhalten schnell an die Gestapo, die kompromisslos agierte.
Beim Neuanfang 1945 sah sich die Kirche vorwiegend in der Opferrolle, was die genauere Aufarbeitung ebenso lange hinauszögerte wie in der Nachkriegsgesellschaft. Neben der Anpassung hatte es auch Opposition gegeben, das gibt den vielen Schicksalen Würde und Gesicht.