Die Zeit im Kapuzinerkloster und der Kapuzinerkirche (19. Jh.)

Brakel war bis auf eine Unterbrechung während der Reformationszeit immer streng katholisch. Der ersten evangelischen Christen kamen mit den Preußen ab 1813 ins alte Hochstift-Gebiet. Es waren Post-, Eisenbahn, Verwaltungsbeamte, Lehrer und Kaufleute. Der evangelische Anteil blieb recht übersichtlich mit 300 Seelen (einschließlich der Dörfer im Umland).  um 1844, der Gründung der Kirchengemeinde und erreichte 400 um 1912, dem Baujahr der eigenen Kirche in der Bahnhofstraße.  

Erst mit den Vertriebenen aus dem Osten nach Zweiten Weltkrieg wuchs die Zahl an auf über 1.000 Personen. 

Das evangelische Kirchenleben mit Schule und Wohnungen fand viele Jahrzehnte im aufgelösten Kapuzinerkloster statt. Dabei wurde die Kapuzinerkirche simultan genutzt von der katholischen und evangelischen Gemeinde. Das gab zunehmend Konflikte. Man stritt über die Gottesdienstzeiten, die Ausstattungsgegenstände und Ruhestörungen, insbesondere an den gegenseitigen Reiztagen Karfreitag oder Fonleichnam. Die evangelischen Pfarrer waren nicht gerade zimperlich und heizten mit ihren Beschwerden die Stimmung immer wieder an (mein Eindruck). Aus heutiger Sicht erscheint vieles kurios, damals war es bitter Ernst. Zum Glück blieb die Bevölkerung relativ friedlich. Jedenfalls ist von körperlichen Auseinandersetzungen der jeweiligen Anhänger nichts bekannt.  

Diese Vorgeschichte ist wichtig zum Verständnis, was mit dem eigenen Kirchenbau von 1912 auf sich hat. Es war nicht einfach nur eine räumliche Trennung und neue Freiheit, der
Akt wurde eine ausgeprägte Glaubensdemonstration für den Geist der Reformation.