Ereignisse

1865 Der Altertumsverein tagt zwei Tage in Brakel

Gymnasialprofessor Wilhelm Engelbert Giefers und langjähriger Vorsitzender in seinem Element

Vorweg diese Informationen zum Verein und zur Person von W. E. Giefers

Der Verein für Geschichte und Altertumskunde wurde 1824 mit den Abteilungen Münster und Paderborn gegründet. Die Abteilung Paderborn entwickelte sich lebhaft ,mit Persönlichkeiten wie Paul Wigand (Höxter) und August von Haxthausen (Bökendorf). Ab 1837 erscheint die Westfälische Zeitschrift. Heute (2015) hat die Abteilung Paderborn 800 Mitglieder.
Giefers, 1817 in Brakel geboren und 1880 hier gestorben, war Vorsitzender des renommierten Altertumsvereins von 1855 bis 1880. Giefers lebte nach seiner Tätigkeit als Gymnasialprofessor am Theodorianum seine letzten Jahre in Brakel und ist Autor von zahlreichen Schriften, darunter die chronikartige Schrift in der Zeitschrift über die Geschichte der Stadt Brakel von 1868. Sie war 1925 Basis für das Buch von Ruprecht Ewald. Die Geschichte der Stadt Brakel von 1925.

Protokoll der am 30. August 1865 zu Brakel abgehaltenen Versammlung

Aus dem 4-seitigen Protokoll (Westfälische Zeitschrift 26/1866) sind die folgenden Informationen entnommen, teilweise etwasgekürzt. Der Text ist erfüllt von der Begeisterung für die vaterländischen Idee des vereinten Deutschlands, dessen Gründung ja ab 1866 mit dem Norddt. Bund nahe bevorsteht. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 schlug diese vaterländische Stimmung bekanntlich langsam um in nationale Überheblichkeit. 

Die Versammlung erfreut sich so vieler Teilnehmer wie noch nie in ihrer 41-jährigen Geschichte, heißt es einleitend. In keiner Stadt sind “die Vereinsmitglieder freundlicher und festlicher aufgenommen (worden) als hier, in der Vaterstadt des Vereinsdirektors Dr. Giefers“. An der Spitze des Festkomitees stand Bürgermeister [ N N ]. Nach dem Empfang am Bahnhof am Vortag (mit Böllerschüssen und Gesangsvorträgen) ging es durch die festlich geschmückten Straßen zum „Hotel Westfälischer Hof zu Gastwirt [Wilhelm] Meyer“ .

An der am nächsten Tag folgenden Hauptversammlung nahmen 138 „Geschichtsfreude der rothen Erde“ teil. Der Mitgliederstand lag bei 262 wirklichen Mitgliedern (mit -17 und +65 im vergangenen Jahr).„Vorträge wurden hierauf gehalten“.
Nach dem 4. Vortrag besichtigte man die Pfarrkirche unter Führung des Vereinsdirektors.  
„Am Mittagsmahl im „Meyer’schen Gasthaus“
nahmen 145 Personen teil Das Mahl versetzte die Gesellschaft in die heiterste Stimmung“. Es folgten Toaste auf verschiede anwesende oder abwesende Personen, „begleitet von Böllerschüssen“.

Der Graf von Asseburg [Ludwig Graf v. A., 1796-1869] , der sich an dem Festmahle beteiligte, war so freundlich, die Gesellschaf t nach seinem reizvoll gelegenen Schlosse Hinnenburg einzuladen. Gegen drei Uhr nachmittags folgte die Gesellschaft dieser Einladung; Wagen zu dieser Fahrt waren von den Oekonomen der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt“.
Auf der Sonnenterrasse wurden wieder Vorträge gehalten, darunter „2) Kaplan von Florencourt gab humoristische Bemerkungen über die Hinnenburg“. Mehrere weitere Vorträge konnten nicht stattfinden: „Zum Bedauern der Versammlung reichte die Zeit nicht hin“.
„Nach dem der Graf von Asseburg die Güte gehabt hatte, die Gesellschaft in den schönen und interessanten Räumen seines Schlosses umherzuführen, trug der Gesangverein einige Lieder vor“.
Dann sprach „der deutsche Dichter Prof. [August Heinrich] Hoffmann von Fallersleben in einem Gedichte und der Vereinsdirektor in einem Toaste auf den Grafen und seine Familie den Dank der Gesellschaft aus“.

„Am 31. August morgens Fahrt von mehr als 60 Vereinsgenossen und einer Anzahl von Damen und Herren aus Brakel nach Höxter und Corvei“. Mit einem Sonderzug und „Führung durch Prof. Hoffmann von Fallersleben zu den Merkwürdigkeiten dieser seit Jahren in ein fürstliches Schloss umgewandelten Abtei“. „Um 11 Uhr brach die Gesellschaft nach Höxter auf und währen die durch die schöne Corveyer Allee zog, erschallten von den Türmen der alten Corbeia zum Abschiedsgruße das Geläute aller Glocken“.
„Im Schwiete’schen Gasthause zu Höxter [später Berliner Hof in der Weserstraße] hielt Propst Böckler aus Beleke hielt einen Vortrag über Leichensteine und Grabdenkmäler“.
„Der Nachmittag wurde zu Ausflügen in den benachbarten Bergen , die ein Panorama der schönen Gegend gewähren, benutzt und am Abend versammelten sich die Vereinsgenossen wieder im Club [Gesellschaftsverein Club Höxter], wo Heiterkeit und Frohsinn den trefflichen Wein würzten“.

Anmerkungen
https://altertumsverein-paderborn.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Engelbert_Giefers