Haus Legge, Ostheimer Straße
Das Haus Legge, Ostheimer Str. 8, ist ein Baudenkmal aus der Zeit vor/um 1800. Ein stattlicher Fachwerkbau für Wohnen (oben) und ehemalige Schankwirtschaft unten. Darunter ein Gewölbekeller. Das Haus ist innen und außen wertvoll ausgestattet.
Die Tafel „Legge-Brauerei Brakel“ (2020) im Brauhaus Nieheim, dem der Autor Hans Josef Menke verbunden ist, gibt weitere Auskunft über die Nutzung als Brauerei:
1867 sind Fritz und Karl Eduard Meyer Eigentümer als Bierbrauer und Bäcker. Seit 1871 ist die Brautätigkeit eingetragen. Im Jahr 1881, dem Jahr ihrer Hochzeit, übernehmen Stephan Legge (aus Peckelsheim, s. unten) und Ehefrau Therese geb. Nolte aus Germete das Haus.
Brauerei und Gastwirtschaft laufen erfolgreich. In die umliegenden Dörfer fährt ein Pferdefuhrwerk bzw. im Winter ein Schlitten mit den Bierfässern. Acht Pferde stehen im Stall. Auf dem Hof sind die Baulichkeiten für den Wirtschaftsbetrieb, darunter das Bauhaus mit einem Petroleum-Motor. Als Angestellte werden gelistet: Braumeister, Küfermeister, Kupferschmied, Knechte, Eisarbeiter und -fahrer sowie Helfer und Tagelöhner. Auf den Erzeugnissen, den Fässern und Flaschen, prangte das Logo „ST. LEGGE“. Statt Stephan Legge sagt man im Volksmund „Sankt Legge“.
Zeitweise wird eine Außengastronomie am Ortsausgang von Brakel an der Straße Richtung Erkeln betrieben: Eine Gartengastronomie auf dem in das Gestein getriebenen Felsenkeller. Auch eine Kegelbahn und ein Außen-Abort waren vorhanden. Eine vornehme Speisekarte (mit Fisch, Muscheln, Kaviar etc. mit feinen Getränken) ist überliefert.
Im Haus in der Stadt wird um das Jahr 1900 ganz oben ein großer Saal eingerichtet mit Treppenhaus und Deckenmalerei. die Türen, Fenster, Fußböden sind hochwertig gearbeitet. Hier finden Proben der Musikvereine statt. Große Veranstaltungen bilden einen gesellschaftlichen Treffpunkt.
Im Jahr 1912 folgte ein abrupter Wechsel. Stephan Legge stirbt mit 62 Jahren und der Sohn Stephan jr. ist erst 17 Jahre alt. Die beiden älteren Brüder (Theodor und Petrus) waren bereits im (Theologie-) Studium. Der Erste Weltkrieg brachte der Brauerei das Ende. Die Kupferkessel werden 1916 konfisziert und eingeschmolzen., das Brauhaus 1920 abgerissen.
Witwe Legge führt mit zwei Töchtern (von fünf) die Schankwirtschaft weiter mit fremden Bier (Paderborner, Rheder usw.) bis um 1930 zunächst weiter betrieben. Das Haus blieb als Haus gepflegter Wohnkultur im Besitz der Familie Legge bis ca. 1990.
Nach dem Umbau 1992 wird das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Darunter fällt auch eine Zeit als beliebter Treffpunkt für junge Leute, als „Legge-Treff“. Die Überlegung zur Verwendung als „Stadtmuseum Brakel“ stand ebenfalls im Raum. 2023 erfolgt die Renovierung der Außenfassade.
Das Haus Legge ist das Geburtshaus der Brüder Dr. Theodor (1889-1969) und Dr. Petrus Legge (1892-1951). Beide waren Priester in hervorgehobenen Ämtern. Petrus Legge war Bischof von Meißen und wurde 1932 zum Ehrenbürger von Brakel ernannt. Er erlebte Verfolgung, Haft, Berufsverbot und Exil für zwei Jahre wegen eines Devisenvergehens. Die Exilzeit verbracht er in Brakel im Elternhaus, in das eine Hauskapelle eingebaut wurde.
Der jüngste Bruder, Dr. Stephan Legge, wurde Architekt in Aachen und Bonn., ebenfalls mit Wikipedia-Eintrag wie die Brüder. Die Familie Stephan Legge stammt aus Peckelsheim, aus der ehemaligen Burg, dem späteren Gut, an dem ein Türsturz für „Albert Legge und Therese Lücking“ von 1906 an die Legge-Zeit erinnert. – Freundlicher Hinweis von Elmar Nolte, Erfurt.




Literatur:
- Die Geschichte der Bierbrauerei Stephan Legge. Nach einer Idee von Hans-Josef Menke zusammengestellt von Gertrudis Nembach, geb. Legge