Schneekapelle

Die Schneekapelle im Hinnenburger Wald

Die Kapelle liegt auf dem Holster Berg im Hinnenburger Wald auf 240 m Höhe und wird auch als Holster Kapelle bezeichnet. Eine Kapelle dort ist seit etwa 1700 bekannt und war als Fachwerk errichtet. Sie wurde in barocke Gestaltung der Umgebung einbezogen und war über eine Kastanienallee erreichbar.
Ihren volkstümlichen Namen erhielt sie durch die Weihe am 5. August 1844, dem Tag Maria im Schnee. Jährlich finden Gottesdienste zu Maria Himmelfahrt (am 15. August) statt. Die Kapelle ist eine Ort der Spiritualität. Das bezeugen die brennenden Kerzen dort.

Die heutige Kapelle ist 1844 erbaut unter Dietrich Graf von der Asseburg (1809-1892), der auch den Kranz von Bildstöcken um die Hinnenburg stiftete.

Bauwerk: Die Schneekapelle ist eine quadratische Kapelle mit einen vorgesetzten Eingangsraum an einer Spitze. Sie ist aus Tuffsteinquadern erbaut (einschließlich Dach), hat breite Außenstützpfeiler und gotisch gestalteten Fenstern. Das Eingangsportal ist hervorgehoben mit Inschrift und Marienstatue mit Kind im Giebel. Der Innenraum (Rippengewölbe) ist nicht verputzt und bietet keinen Schutz vor Feuchtigkeit. Maurermeister Knoop aus Höxter hat sie erbaut. Die farbigen Fenster waren bleiverglast. Vorbild war die „Fraumünsterkapelle“ in Fritzlar.
Sie wurde unter Nr. 115 am 11.11.1987 in die Denkmalliste eingetragen.

Hier die Baubeschreibung durch einen Architekten bzw. Denkmal-Fachmann:

Die kleine sog. Schneekapelle im Hinnenburger Wald, an der Kastanienallee nach Bökendorf gelegen, wurde 1844 in neogotischen Architekturformen gestaltet. Nahezu in der vollen Breite des Baus öffnet sich die Eingangsseite in einem reichen Portal, das von zwei Säulen mit aufsitzenden Fialen (Türmchen) flankiert wird. In den Giebel, den eine Kreuzblume bekrönt, ist in einem von einer Mittelstütze getragenen Gebälk eine Muttergottesfigur mit Kind eingestellt.
Zweibahnige Maßwerkfenster mit einem Vierpass in der Spitze durchbrechen die Seitenwände, auf dem Dach erhebt sich eine Laterne mit einem Kreuz. Wie vielfach bei Wegkapellen üblich, umstehen vier große Bäume den kleinen Sakralbau an den Ecken.

Quelle: Beschreibung Motiv Nr. 242 und Zeichnung von Mengersen in Westphalia picta 1995, S. 183

Inschrift

Orate pro invicem, ut salvemini. – Betet füreinander, damit ihre gerettet werdet.

Die Kapelle liegt am Wanderweg X 16 (Höxter – Paderborn), der hier Teil des westfälischen Jakobsweges ist.

In den Folgejahren fanden Veränderungen statt:

  • 1989 Restaurierung durch Friedrich Graf Asseburg unter Mitwirkung des Heimat- und Verkehrsvereins Brakel. Dabei wird der Vorraum abgetrennt und das Dach mit Blechplatten gedeckt (vorher Kupfer).
  • Klagen um 1990 über Vandalismus und Schutz der Glasfenster. 1993 kann der jährliche Gottesdienst vor Ort stattfinden.
  • 2007 Entfernung der zwei großen Lindenbäume, die nur wenige Meter vom Gebäude entfernt standen.
  • 2011 Stiftung der großen Holzmadonnen-Statue an die Kirchengemeinde St. Michael. Die Skulptur von 1932/33 musste aus der feuchten Luft der Kapelle, um weitere Schäden zu vermeiden.

Hier 3 Skizzen, die erste von Von Mengersen (um 1860), die zweite von Ferdinand Mönnikes (um 1970) und die dritte von Frank Timmerhues (1989). Sie sind stimmungsvoll von großen Linden eingerahmt, die heute nicht mehr stehen.

Quellen

Heinz Hoffmeister, Manuskript 1987: Die Schneekapelle im Hinnenburger Wald nördlich von Brakel.
Hermann Hoffmeister, Manuskript o. J.: Geschichte der Schneekapelle, auch Holster Kapelle genannt.

NW vom 01.09.1989: Im heißen August träumte Papst Sixtus von Schnee auf den Hügeln – Legende um die Namensgebung der Kapelle

NW 22.12.2011: Graf verschenkt wertvolles Kunstwerk (an Kirchengemeinde St. Michael)

Video Ralf Hansen vom Dez. 2011: Die Schneekapelle bei Brakel (mit Ehrenfriedhof) , Dez. 2011, 6 min

Schneekapelle, Führer Historische Bauten, Faltblatt des Heimat- und Verkehrsvereins, 1989. Mit Text Prof. Heinrich Hoffmeister. Er beschreibt die Gemälde und Figuren, die der Feuchtigkeit zum Opfer fielen. Mit Titelbild Kohlezeichnung Frank Timmerhues

NW v. 24.08.2018: Schneeekapelle Brakel wird 125 Jahr alt – Dankgottesdienst am heutigen Freitag.

Graf Friedrich von Mengersen (1777-1836), Schloss Reder, schuf zwischen 1820-1830 „dilettantisch anmutende Federzeichnungen“ aus der Gegend um Brakel, die um 1860 von den Gräfinnen Ida und Agnes aquarelliert worden sind.
Quelle: Westfalia picta 1995, S. 25

Schneekapelle in Brakel-Hinnenburg, Beschreibung der Architektur in Westphalia picta (1995)