Mein Schulweg II – Progymnasium Bad Driburg 1951-58
Von Wolfgang Wiechers-Wenta
„Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss. Nicht allein das ABC bringen den Menschen in die Höh …“. Aber wie und wovon sollte der Mensch lernen? Damals sagte man: Er studiert auf der Oberschule oder er macht das Einjährige. In meinem Fall war es das Abitur. Dazu musste ein Schulgeld bezahlt werden. Für mich sollte es ein zehn Kilometer langer Weg werden- über Land. Mit dem Fahrrad? – unmöglich!
Irgendwie hatte meine Mutter es doch geschafft: Wenige Tage vor Schulbeginn kam das Fahrrad, allerdings ohne Gangschaltung, aber dafür mit der Miele-Plakette am Stahlkopf bzw. Vorderrohr.
Jetzt musste erst einmal das Radfahren noch geübt werden. Die Straßen blieben aber so schlammig, holperig und teilweise unwegsam wie vorher. Morgens war es oft noch dunkel. Im Winter kamen vier Pferde mit dem Schneepflug als Räumdienst kaum durch bei fast einem Meter Neuschnee in der Nacht.
Bei Regen (Jahresmittel 1.000 mm) war man schnell durchnässt und man brauchte zwei Stunden zum Trocknen. Richtig wärmende Kleidung gab es kaum. Dafür hörte ich so aufmunternde Sätze für meine Schullaufbahn wie: „Du stiehlst dem Herrgott die Zeit (durch Nichtstun) und dem Vater das Schulgeld“.
Auf den Straßen war es allgemein ruhig, nur selten kam mal ein Auto vorbei. Zuweilen begegnete ich Pferdefuhrwerken oder Waldarbeitern, man kannte und konnte sie alle einordnen. – Nicht einmal ist mit etwas Unangenehmes passiert in alle den langen acht Jahren.
Aber überall konnte man überreifes Obst pflücken oder frisches Quellwasser trinken, wo sonst die platten Reifen geprüft wurden beim Flicken, was wegen der spitzen Steine öfter mal vorkam.
Als Zugabe konnte man in Ruhe das Wild beobachten und einmal sogar eine richtige Sonnenfinsternis. Das größte Ereignis dagegen war ein niedergehender Komet, eine Sternschnuppe direkt vor meinen Augen, am frühen Morgen. Ich konnte Lehrer und Schüler neugierig machen: „Was morgen in der Zeitung steht, das habe ich heute schon gesehen!“.