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Mein Schulweg III: Die Landwirtschaftsschule Warburg 1958-1960

Von Wolfgang Wiechers-Wenta

Der dritte Schulweg baute sozusagen auf den beiden vorhergegangenen auf. Er sammelte bekannte Erfahrungen und fügte viel Neues hinzu. Jetzt war alles beruflich ausgerichtet: Es ging für zwei Winterhalbjahre auf die Landwirtschaftsschule nach Warburg. Entfernung 30 Kilometer, jeden Tag mit Bus und Bahn durch den Kreis Warburg. Damals waren die Züge noch dampfbetrieben und die Waggons waren damals Klasse drei und vier. Es gab zwischendurch lange Aufenthalte und Wartezeiten. Dazu gab es einen Streckenabschnitt am Ostabhang des Eggegebirges, auf dem das Gleisbett durch Erdrutsch abenteuerlich verformt war: Höchstgeschwindigkeit 20 km/h.

Vom Tagesbeginn um 5 Uhr bis zum Schulbeginn um 8 Uhr lagen volle drei Stunden Schulweg, und beim Rückweg noch einmal dieselbe Zeitdauer. Die Lehrer meinten, wir sollten schon bitteschön auf dem Schulweg und in den Wartezeiten lernen, sonst bekämen wir das in der Prüfung zu spüren. Die Wissensvermittlung geschah noch im alten Führungsstil: Zweifel oder Widerspruch waren damals von der Lehrerschaft überhaupt nicht erwünscht. Selbstbewusstsein, Widerspruch und offene Kommunikation fanden bei den Lehrern aus der Zeit der Kommandowirtschaft wenig Anklang.  Die strenge Abschlussprüfung habe ich aber nicht zur Falle werden lassen.

Und in der Schule nutze man besser die überschüssige Energie für den Aufbau einer Jugendliebe. Die Mädchenklasse Hauswirtschaft befand sich in einem eigenen Schulgebäude daneben. Die Leiterin versuchte, jeglichen Kontakt mit den jungen Schülern zu vereiden. So hatten die Mädchen eine andere Pausenzeit.

Immerhin fanden die meisten Kontrahenten meine Schulkollegen von damals doch einen Weg zueinander, später als Betriebsleiter und mit zunehmender Lebenserfahrung auch zum beiderseitigen Wohlergehen.

Das Transportmittel Bus und Bahn bereiteten mir auch den Weg zum großen Umbruch der Landwirtschaft, der Motorisierung und Mechanisierung. Bereits zwei Betriebe in der Klasse hatten keine Arbeitspferde mehr. Und die Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Fachschule verbesserte sich laufend.

Eine Abwechslung vom Unterricht in den engen Bänken boten die regelmäßigen Appellübungen auf dem Schulhof. Sie begannen mit: Antreten, Durchzählen und Ausrichten. Im Viererzug ging es über den Schulhof und aus rauen Kehlen erklang das Schlusslied dann: „O du schöner Westerwald, über deine Höhen pfeift der Wind so kalt“. Die Mädchenklasse am Fenster war entzückt.

Doch die Fachschule in Warburg war noch nicht das Ende der beruflichen Bildung. Diese führte mich über die Gehilfenprüfung (1961) und zum Meisterbrief (1967) nach mehreren Lehrgängen in Haus Düsse und Hardehausen. Jetzt endlich war ich gerüstet für die kommenden Jahre auf dem eigenen Betrieb, für die Ausbildung (es wurden über 40 Lehrlinge und Praktikanten) und Berufsvertretung.