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Reiterverein Nethegau Brakel

Chronik zum Jubiläum 60 Jahre 1984

Der Reiterverein Nethegau Brakel ist einer der größten und erfolgreichsten Reitervereine in Westfalen. Und erfolgreich ist er auch durch viele jährliche Turniererfolge. Nur mit Idealismus sowie mit Kameradschaft und Liebe zum Tier ist dieser Sport möglich. Auch ist er ein Faktor für das sportliche und gesellschaftliche Leben der Stadt.  Mit ca. 570 Mitgliedern einer der mitgliederstärksten Sportvereine im Kreis Höxter und darüber hinaus. – So steht es in den Vorworten der Festschrift von 1984, die dieser Zusammenstellung hier als Grundlage dient. Der Festakt war am 27. Mai 1984.

Gründung und Ziele

1984 Adolf von Spiegel lädt mit mehreren passionierten Gutsbesitzern und Pferdefreunden zur Gründungsversammlung im Hotel Preußischer Hof (Robrecht) in Brakel ein, um der Pferdezucht im Kreis Höxter neuen Auftrieb zu geben und sich im sportlichen Wettkampf zu messen – gemäß dem Leitspruch: Einigkeit, Geselligkeit und Treue. Zunehmend wird das Reiten zum Volks- und Freizeitsport und damit zu einem großen und vielseitigen Verein mit vielen Mitgliedern. 

Die Einladung zur Gründungsversammlung (Schrift 1984, S. 8) richtete sich an „alle ehemaligen Kavalleristen, Landwirtssöhne und andere Interessenten.“ Mit 60 Mitgliedern startet der Verein in die Zukunft. Vorsitzender ist Adolf Frhr. von Spiegel zu Rehder.

1934 erfolgt der Eintrag ins Vereinsregister mit dem Vorstand:

  • Fideikomissbesitzer Adolf Frhr, von Spiegel zu Rheder*)
    Hinweis: Fideiikommiss = Erbbesitz, der geschlossen zu erhalten ist.
  • Bauer August Rustemeyer (Erkeln), Tierarzt Dr. Harry Nutt
  • Oberpostsekretär i. R. Theodor Massolle, Kreisstraßenmeister Anton Vogel
  • Friseur Christian Bolz, Landwirt Josef Menne
  • Bernhard Grothues (Hinweis: Direktor der Genossenschaft WCG)
  • Bauer Carl Husemann (Frohnhausen)

Trainingsorte und Anlagen

Zunächst wird ein Reitplatz Nieheimer Straße mit großem Einsatz hergerichtet und betrieben. Weiter Stationen sind:

  • Beginn mit einem Platz im Bohenkamp (eh. Dampfziegelei Wiegand), bereitgestellt durch Mitglied Landwirt Franz Rode, Burgstraße
  • 1925 Umsiedlung und Platz in die Nieheimer Straße
  • 1933 Kauf einer Halle der ehemaligen Zuckerfabrik und Herrichtung dieser mit Außenplatz mit einem Darlehn. 
  • 1957 Bau Halle in der Klöckerstraße (heute Kreissporthalle) und Stall für über 30 Pferde. Der Platz erhält 1963 eine Flutlichtanlage.
  • 1979 Bau der Anlage im Pahenwinkel mit 50 Stallungen und einem Der langjährige Turnierplatz im Schlosspark Rheder wird unter Pferdefreunden „Klein-Wiesbaden“ genannt. Hinweis: Das Pfingstturnier in Wiesbaden ist eine ganz große Adresse im Pferdesport.

Entwicklung

Die um 1900 gegründeten Vereine hatten allgemein als Vorläufer Zusammenschlüsse der Landjugend, um Pferde auszubilden und zu trainieren. Ehemalige Soldaten übernahmen den Reitunterricht. Bald gab es die beliebten Halbblutrennen (vgl. Vorwort Chronik 1984).
Nach der Gründung 1924 geht es weiter wie folgt:

  • 1933 Die Reitsportverein werden in ‚SA und SS-Reiterstaffeln umgewandelt. Alle Reiter tragen Uniform, die Jugend in der braunen Hitler-Uniform.
  • 1945 Neustart auf dem Flechtheimer Hof in Brakel (Berendes)
  • 1947 Neuer Vorsitzender wird Diethelm Berendes. Die weiteren Namen des Vorstandes sind Arnold Husemann (Frohnhausen), Engelbert Elbracht-Hülseweh, Hans Dudda, Georg Böger, Ludolph Menne-Happ. Dr. Harry Nutt ist Ehrenmitglied. – Beisitzer: Werner Welling (Erkeln), August Beckmann Abbenburg), Walter Riemer (Schäferhof).
  • 1948 Die Tradition des jährlichen Reiterball wird wieder aufgenommen
  • 1949 Erst nach Der Freigabe des Vermögens durch die Militärregierung kann die Halle wieder benutzt werden.
  • 1950 Eine Voltigiergruppe bereichert die Turniere mit Schaunummern. Ab 1980 entsteht mit den Ausbilderinnen Elisabeth Brinkmann, Birgit Werth bzw. Jutta Böhler ein regelrechter Boom dieser Sportart mit bis zu 100 Kindern.  
  • Der Reiterverein erringt viele Siege und Platzierungen und Anzeichen werden vergeben.
  • 1983 erhalten 96 Mitglieder das Abzeichen für 25 Jahre Mitgliedschaft und 8 für 50 Jahre.
  • 1984 Die Festschrift „60 Jahre Reiterverein Nethegau 1924-1984“ erscheint.

Besondere Ereignisse

Hier eine Auswahl von Ereignissen:

  • 1924 Im Gründungsjahr findet erstmal ein Ausritt statt mit einer stattlichen Kavalkade, die vom Sudheimer Hof über Erkeln, Rheder und Riesel zum Marktplatz in Brakel führt. 
  • 1927 Erstes Reitturnier mit 70 Pferden auf dem Westerlindenfeld mit großer Anteilnahme der Bevölkerung
  • 1929 Eine Gruppe des Reitervereins bildet die Spitze des Festzuges durch die Stadt zum „Stadtjubiläum 1.100 Jahre Brakel“. Dargestellt werden Herolde mit Edelknaben zu Pferd
  • 1931 Dem Sieger im Gespannfahren, Herrn (A. oder L.) Lobbenberg, wird die grüne Schleife überbracht mit Unterschrift von Frfr. von Spiegel. Die Preisübergabe war unter dem Zeitdruck des Turniers versäumt worden. Der jüd. Viehhändler Lobbenberg (Schoppenstiel) wird als reges Mitglied des RV bezeichnet.**) – In der Schrift von 1984 nicht erwähnt
  • 1934 Errichtung des Reiterkreuzes auf dem Knüll oberhalb von Rheder am Sudheimer Wald. – In der Schrift von 1984 nicht erwähnt (hier)
  • 1948 Das Reitturnier auf dem Flechtheimer Wiesen hat ca. 3.500 Besucher. Eine schnelle Aufwärtsentwicklung kommt in Gang.
  • 1975 Elmar Frhr. Von Spiegel folgt Diethelm Berendes als Vorsitzender
  • Quadrillen (mit 8 Pferden und Prachtuniform der Husaren) werden geritten 1927, 1955, 1964 und 1974 
  • 2024 „100 Jahre Reiterverein Nethegau Brakel“ in der Schlaun’schen Scheune im Schlosspark Rheder Der Verein hat erst den vierten Vorsitzenden in seiner 100jährigen Geschichte. Nach Adolf von Spiegel und Diethelm Berendes folgen Elmar von Spiegel und Heinz Kirchhoff, ein besonderes Zeichen der Solidarität in diesem großen und vielseitigen Verein. (Ergänzt MK)

Literatur

  • Reiterverein Nethegau Brakel – 60 Jahre 1924-1984. 60 Jahre Aufbauarbeit für den Reitsport und die Pferdezucht. – Zwei Standarten zieren die Titelseite, die eine von 1924, die andere von 1984. 78 S. Sonst keine weiteren Angaben zur Veröffentlichung. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Turniersport, Jagden, Mai-Ritten, Dressur usw.   
  • *) Adolf Frhr. von Spiegel (1875-1956) ist Vorsitzender von 1925 bis 1947)
  • **) Buch Engemann/Ernst, Nationalsozialismus und Verfolgen und Brakel S. 81
  • Internetseite RV Nethegau Brakel, „Unsere Chronik“ und Buch „100 Jahre Reiterverein Brakel“. Der Verein zählt fast 700 Mitglieder