Der Bauernaufstand von Holzhausen 1848

Der Bauernaufstand von Holzhausen 1848 – mit Einsatz aus Brakel niedergeschlagen

Das Jahr 1848 markiert den Versuch, die mit der französischen Revolution überwundenen alten Strukturen zu bekämpfen. Trotz zahlreicher Befreiungsbewegungen waren Adel und Monarchie wieder fest im Sattel. In der Landwirtschaft war die Bauernbefreiung und die Agrarreformen immer noch nicht abgeschlossen.  

Auch im Hochstift regte sich Widerstand: Im Kreis Höxter gab es Ausschreitungen gegen

  • Forstbeamte in Erwitzen, Brenkhausen, Neuenheerse
  • Gutsbesitzer in Vörden, Abbenburg, Bökerhof und Borgholz und
  • Juden in Steinheim, Brakel, Dringenberg, Peckelsheim und Warburg sowie
  • kleinere Unruhen (Tumulte) in Holzhausen, Ovenhausen, Großeneder, Lütgeneder und Welda

Vgl. Karte Frühjahrsunruhen 1848 in: Decker 1983.

In der Warte 185/2020 schreibt Karl Prinz über die Bauern-Unruhen in Erwitzen und Holzhausen. Gutsherr von der Borch hatte sich vorsorglich ins sichere Paderborn zurückgezogen (für fast drei Monate, mit Familie und Begleitung), um den direkten Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Sein Rentmeister Stolte berichtete seinem Dienstherrn regelmäßig über den Stand der Auseinandersetzung. Diese Briefe sind erhalten (im Archiv von der Borch) und geben ein anschauliches Bild über die kritischen Tage. Die Dörfer Erwitzen und Holzhausen waren lange Eigenbehörige (Leibeigene) des Gutsherrn, hatten begrenzte Freiheiten und wenig Rechte. Sie kämpften auch mit Nöten und ums Überleben in Zeiten des Mangels und von Missernten.

Im März 1848 geriet das ganze Land in Aufregung (Prinz), es kam zu Ausschreitungen und Gewaltandrohungen an einzelne Forstbeamten. Auf dem Gutshof verschanzte man sich so gut es ging und ließ nicht herumstehen, was als Waffe zu benutzen war.   

Es gab lautstarken Protest und zwei Petitionen mit Forderungen an den Grundherrn von der Borch:

Eine vom März und eine weitere vom Mai 1848 (vgl. Tabelle). Darin ging es um Hudenutzung (Wald- und Weidenutzung) für die Bewohner, um Holzrechten und Geldzahlungen. Allgemeine politische Ziele sind nicht genannt, aber der Ton war rau und scharf: Statt „Euer Hochwohlgeboren“ hieß es „Er“ und „Sie“, es wurden Fristen gesetzt und Gewalt angedroht.

In dieser Situation half der Einsatz von Militär. Die preußische Obrigkeit duldete keinen Widerstand, für das Hochstift der Beschluss vom 30.03.1948. Von den 150 Mann des in Brakel stationierten Lehr-Bataillons der Preußen wurde ein Kommando von 50 Mann nach Holzhausen und Nieheim beordert. Allein die Anwesenheit des Militärs erstickte jeglichen rebellischen Protest!

Was war das Ende vom Lied? Es gab wohl einzelne kleine Zugeständnisse, aber keine Abkehr vom System der der Unterdrückung. So kam es auch landesweit zur Festigung der alten Herrschaften. Sie profitierten auch von den folgenden Separationen, der Aufteilung von Gemeinflächen und Ablösung von alten Rechten. Am Beispiel von der Borch sah es für die beiden Orte Erwitzen und Holzhausen so aus: 1929 hatten sie Flächen von 900 ha bei 660 Bauern. 1901 waren es 1.070 ha und es gab noch 440 Bauern.   

Literatur

  • Karl Prinz: Der ‚Marsch auf Holzhausen‘ findet nicht statt – Von den 1848er Bauern-Unruhen in Erwitzen und Holzhausen im Kreis Höxter. In: Die Warte 185/2020, S. 9-14.
  • Rainer Decker: Die Revolution von 1848/49 im Hochstift Paderborn. Paderborn 1983