Die Verlegung der Stolpersteine am 13. Nov. 2024 im Video
Die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Weiler in der Straße Am Gänseanger 5 wird als besondere Veranstaltung mit der Anwesenheit von Familienangehörigen aus den USA im Video festgehalten:
Video Vimeo. Weitland Media Brakel – Eine Dokumentation des HMV Brakel
Der Film dauert 52 min, davon sind 45 min Verlegung und Ansprachen gewidmet, die weitern Minuten dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
Der Film beginnt mit Impressionen von Brakel und dem Gebäude Haus Weiler von außen.
Michael Markus vom Heimat- und Museumsverein moderiert als Projektleiter Stolpersteine den Ablauf und weist auf den Sinn der Verlegung hin, die Steine als Gedenken, als Erinnern an die Vergangenheit und als Mahnung für die Gegenwart und Zukunft.
Es sprechen:
- Bürgermeister Hermann Temme
- Paul Kramer, der Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Brakel
- Die Schüler:innen des Bredengymnasiums zur Verlegung und ihre Gedanken dazu
- Die Steine werden durch Alfons Jochmaring, ebenfalls Heimat- und Museumsverein eingebracht.
- Es sprechen die beiden Enkelinnen des Fritz Weiler aus Baltimore, Frau Judy Gardner und Susan Oberfeld.
- Zwei ältere Herren sprechen kurze Sätze über ihre Erinnerung als Nachbarn (Karl Eggers) und spätere Bewohner des Hauses (Ludger Brunn)
Das Leben des Fritz Weiler und seiner Familie ist sehr interessant, weil es den Bogen spannt von der Integration bis zu den restriktiven Maßnahmen der Nationalsozialisten mit den Folgen am Beispiel der Familie aufzeigt. Fritz W, ist 1875 in Brakel geboren, war Kaufmann und Mitinhaber des (alten) Kornhauses, dem Landhandel Weiler-Heineberg-Flechtheim. Mit Mitte 40 Jahren zog er in den Ersten Weltkrieg und kam mit Auszeichnung zurück. Er war verheiratet mit Ella geb. Ederheimer, geb. 1879. Das Paar hatte zwei Kinder: Karl (Carl L.) Weiler und Mathilde, verh. Fodor. Fritz und Ella versuchten in Berlin der Verfolgung zu entkommen. So sind auch dort zwei Stolpersteine für sie verlegt vor ihrem Wohnhaus in Grunewald, Lynarstraße 11. Sohn Karl ist 1904 geboren, wurde Dr. jur. und hatte als junger Assessor eine beruflichen Karriere in Aussicht. Nur ihm gelang 1937 die Flucht in die USA. Die Eltern und die Schwester wurden Opfer des Holocaust.
Von Karl Weiler gibt es sehr berührendes Gedicht „Abschieds-Gedanken eines Auswanderers“, das bei der Verlegung verlesen wurde. Es drückt die tiefe Verbundenheit und die Verzweiflung aus über den Zustand des einst hoch gebildeten Landes unter dem Nationalsozialismus. Wie konnte das nur entstehen? In aller Finsternis bleibt eine Rest-Hoffnung auf ein Wiedersehen! (hier)
Nach dem Krieg fand ein, aus heutiger Sicht beschämendes Wiedergutmachungsverfahren statt, bei dem die Ansprüche der ehemaligen Eigentümer fast vollständig abgelehnt wurden. Jahrzehnte später hat Karl Weiler, der 1988 starb, seine Biografie erzählt (Oral History) und Dokumente, eingebracht, die als „Karl and Mina Weiler Papers“ im US-Holocaust-Memorial-Museum in New York dokumentiert und teils sichtbar gezeigt werden.
Siehe „Carl Weiler and Mina Kaufmann Weiler families collection“ im Internet (hier).