Johann Conrad Schlaun und die Kapuzinerkirche


Der westfälische Barockbaumeister Schlaun beginnt in Brakel seine Karriere mit dem Bau der Kapuzinerkirche


Aus dem Leben und Wirken

Johann Conrad Schlaun wurde im Juni 1695 geboren, in Warburg-Nörde. Sein Vater war dort Amtmann, das Fachwerkhaus der Eltern wurde ca. 1970 abgerissen für den Bau der Gemeindehalle. Eine Porträt-Büste aus Bronze erinnert seit 1995 an den berühmten Sohn des Ortes.

Schlaun machte nach Schulaufenthalt in Büren bei den Jesuiten sehr schnell Karriere beim Militär. Dort erhielt er auch seine Berufsausbildung zum Bauingenieur und war zeitlebens in militärischen Rängen, zuletzt als General. Er galt als Allround-Genie. Glücklichen Umständen ist zu verdanken, dass er Hofarchitekt des legendären Clemens August wurde, der fünf Bistümer regierte und Kurfürst war. Schlaun machte Studienreisen nach Italien, schuf in Westfalen (und im angrenzendem Niedersachsen) sowie im Rheinland prominente Werke, die bis heute ihre Strahlkraft nicht verloren haben. Er wird gerne bezeichnet als „der bedeutendste Baumeister des Spätbarock diesseits der Alpen“ oder als „Westfälischer Barockbaumeister“.

Sein Kennzeichen war die Verwendung des Baumberger Sandsteins mit rotem Klinker, er arbeitete mit abgerundeten Ecken und baulichen Gliederungsbänder. Er verstand den Charakter einer Landschaft und konnte es in Architektur umsetzen, sagen Experten.  

Brakel und Schlaun

In Brakel steht sein Erstlingswerk, die Kapuzinerkirche, erbaut 1715-19. Er erhielt den öffentlichen Auftrag im Alter von 20 Jahren für die Gestaltung der Kirche, dessen schlichte Barockfassade berühmt ist. Nach Erkenntnissen von 1984 hat er auch die Innenausstattung entworfen.

In einer Beschreibung des Baus findet man die Stichworte:

  • westfälische Bauweise als Gesamteindruck
  • vierjochiger Saalbau
  • Gerade abgeschnittener Chorraum und Brüderchor dahinter
  • Altarbild-Motiv: Christus erscheint dem heiligen Franziskus (Portiunkula-Szene)

Das prächtige Portal mit dem Ornament und Wappen des Bischofs Franz Arnold von Wolff-Metternich (1715) wird hier unter Portal-Inschriften gezeigt.

In Rheder wird die Vorburg des Schlosses ihm zugeschrieben von 1716 und an der Vollendung der Pfarrkirche St. Katharina von 1719 soll er mitgewirkt haben.

1995 wird anlässlich seines Geburtstages von 300 Jahren durch eine Ausstellung des Kulturrings Brakel an ihn erinnert. Die Eröffnungsrede hält Dr. Herbert Engemann (1923-2016), der sich intensiv mit der Geschichte der Kapuziner und dem Kloster in Brakel beschäftigt hat.  

Literatur

  • NW v. 13.06.2020: Schlaun Erstlingswerk in Brakel. Am 12. Juni [1718] feierte die Kapuzinerkirche in der Nethestadt ihr Weihefest […]
  • NW v. 13 06.2020: Um den Baumeister ist es still geworden. […] Vor 325 Jahren wurde Johann Conrad Schlaun in Nörde geboren.
  • LWL Westfälisches Landesmuseum (1995): Ausstellung Johann Conrad Schlaun. Mit Begleitband
  • vgl. Brakeler Schriftenreihe Heft 7/1991 (Engemann)
  • vgl. Brakeler Schriftenreihe Heft 17/2000 (Jörgens)