Pfarrer in Brakel

Pfarrer in Brakel

Hier sind die amtierenden Pfarrer der Pfarrkirche St. Michael in Brakel ab 1800 aufgeführt.

Literatur

Friedrich August Koch (1859): Blätter aus der Vergangenheit der Kirche Brakel. In: Westfälische Zeitschrift 24, 1864. S. 249-292. Vgl. Internet-Portal „Westfälische Geschichte“.
Hinweis: F. A. Koch war Vikar in Brakel, später Garde-Divisionspfarrer in Berlin

Johann Martin Mentges -1815

Am Ender des 18. Jahrhunderts gab es 2 Nachfolger aus der gehobenen Gesellschaft Jesu an der Mosel
Ende des 18. Jahrhunderts bestimmt zwei Pfarrer der gehobenen Gesellschaft Jesu von der Mosel (Jesuiten-Orden, Societas Jesu = SJ) die Geschicke in Brakel:

  • Johann Kessenich, geb. 1794, gest. 1815 und
  • Johann Martin Mentges, geb. aus Alf an der Mosel

Johann Martin Mentges ist wohl stärker bzw. alleine präsent.

geb. 1743 in Alf an der Mosel, gest. 1815 zu Brakel

Tätigkeiten

  • 1762 Jesuit
  • Stationen in Trier. Domprediger Paderborn (1856-64) und 7 Bände mit Predigten (in Latein). Ein Nachdruck von 1862 ist noch bekannt: „Gelegenheitspredigten von Joh. Mart. Mentges, Priester der Ges. Jesu weiland Domprediger in Paderborn“. Der Stil der Predigten ist der Zeit entsprechend erbauend, moralisierend.
  • 1794-1815 Pfarrer in Brakel
  • Mentges führt lange Jahre auch das Kirchenbuch der Gemeinde mit Geburten, Todesfällen, Eheschließungen.

Zwei Bände seiner Predigten waren im Nachlass Johann Junker (1879-1966). Sie stammten aus dem Kloster Hardehausen bzw. Wormeln, heute im Stadtarchiv.

Engelbert Stricker Pfr. 1815 – 1848

Pfr. Engelbert Stricker stammt aus Brakel, geb. ca. 1775. Er war von 1803-15 Kaplan in Brakel und wurde 1815 nach dem Tode des Pfr. Mentges dessen Nachfolger. Sticker starb in Brakel 1846.
In seine Amtszeit fiel die Auflösung des Kapuzinerklosters und die Übereignung an die evangelische Seite. Seine Beiträge zum Disput mit dem Generalvikar sind teilweise dokumentiert (S. 18) sowie sein Lob der Kapuziner in Brakel (S. 19).

Engelbert Stricker war letzter Dechant der Kalandsbruderschaft.

Hinweis zu dem Namenskollegen Engelbert Stricker, Kaplan

Im weiteren Verlauf [ ] ist außerdem von einem Kaplan Engelbert Stricker die Rede (1807-80). Der stammt ebenfalls aus Brakel und ist ein Neffe des Pfarrers. Nach seiner Priesterweihe war er von 1832-46 als Kooperator in Brakel, dann als Pfarrer zunächst in Borgentreich und ab 1864 in Istrup. Dort starb er 1800 (S. )

Quelle:
Apollinaris Jörgens (2000), Brakeler Schriftenreihe 17/2000

Karl Eduard Wilhelm Ahlborn 1844 – 46

Friedrich Bruns 1846 – 1871

geb. 1805 in Haaren/Kreis Paderborn. Er stammt von einem Hof/Gut. Pfr. in Brakel 1846-71. Gest. 20.06.1871 in Brakel nach einer Annenprozession. Grabplatte in der Rieseler Kapelle am Hanekamp
Priesterweihe 1831, Pfarrverweser in Borgentreich.
In seine Amtszeit fiel die Abwicklung des Kapuzinerkloster, die Gründung den Neubau des Hospitals und der Aufbau der Bredenschulen.

Pfarrer Bruns Karriere als Priester war voller Hindernisse. die Kapitel in der Schrift von Sr. Apollinaris verdeutlichen dies: „Pfarrer und Schulinspektor“, „Kämpfer für Recht und Ehre“, „Bespitzelt und verleumdet“, „Rehabilitiert“, „Sorge um Erziehung und Bildung“, „Einsatz für Arme und Kranke“.

Er sollte Pfarrer der Universitätskirche in Paderborn werden. Gerichtsassessor Wolf aus Minden, tätig in Warburg, versagte sein Plazet mit Aussagen wie: „Der ist schlecht“, „er hat ein gleitnerisches Lächeln, er ist höchst intolerant und intrigant“.

 Er war tätig auf der Brede im „Waisenhaus und Freischule der Brede“, das für Mädchen ohne Schulgeld eingerichtet war. Es gab 2 Töchterschulklassen. Außerdem nahm er Einfluss auf die Einrichtung einer Krankenpflegeanstalt im Kapuzinerkloster mit einem Anbau (1856) für 2 Dienstschwestern. 1858 war Eröffnung des Hospitals, 1864 die erste Erweiterung.

Pfarrer Wilhelm Koch spricht im Vorwort des Heftes Brakeler Schriftenreihe 17/2000: „Das segensreiche Wirken des Pfarrer Bruns leuchtet auf u. a. durch seinen Eifer [… zur Errichtung des Krankenhauses ab 1846] und die Berufung der ‚Barmherzigen Schwestern‘ zur Pflege der Armen und Kranken“.

Auszeichnungen:
Dechant 1849, Ehrendomherr 1852, Roter Adlerorden 1847

Quelle:
Apollinaris Jörgens (1998), Heft 12 der Brakeler Schriftenreihe: Über die Bedeutung der Brede für die Mädchenbildung in Brakel.
Apollinaris Jörgens (2000): Über das Schicksal des Kapuzinerklosters und der Kapuziner in Brakel 1803–1840 (Teil I). Aus dem Leben des Pfarrers Friedrich Bruns (Teil II). In: Heimat und Museumsverein Brakel (Hg.), Brakeler Schriftenreihe 17/2000. Hier die digitale Ausgabe des Heftes.

Friedrich Wille 1824 – 1902

Friedrich Andreas Wille  aus Borgentreich, Ehren-Domkapitular und Dechant
Am 15.05.1897 wird in Brakel das 25.jährige Ortsjubiläum gefeiert und im Jahr 1900 das 50-jährige Priesteramt mit Anwesenheit von Bischof und Weihbischof. „Se .Majestät der König verlieh dem Jubilar bei Gelegenheit des Ordensfests des Jahres 1898 den Rothen Adlerorden IV. Cl., bei Gelegenheit des goldenen Priesterjubiläums den Königl. Kronenorden III. Cl(asse) mit der Zahl 30“ [Koberg 1901, S. ].
Grabstein in Brakel:
Hier ruhet in Frieden der hochw. Landdechant
Ehrendomherr Jubilarpriester
Friedrich Wille
geb. 10.04.1824 zu Würgassen, gest. 11.05.1902 zu Brakel

Adolf Wurm 1902 – 1922

Pfarrer Wurm (geb. 1861) war ein Heimatfreund und engagiert sich u. a. beim Verschönerungsverein Brakel. Der Verein bewirkte die Umgestaltung des Kirchplatzes zur heutigen Form. Eine große Springbrunnenanlage kam nicht zum Zuge, weil Pfr. Wurm die Bedenken äußerte, der Platz sei bei 1811 als Begräbnisplatz genutzt worden. Er weist darauf hin, es gäbe wichtigere Aufgaben, so die Gestaltung des Kaufbrunnens in der Pfarrkirche, „der einen Deckel trägt, wie ein ganz gewöhnlicher Viehtopf“ [Eller-Studzinsky 1999, S. 39]. Er starb mit 61 Jahren (1922).
Grabstein in Brakel Friedhof:
Hier ruht in Gott der hochw. Pfarrer
Adolf Wurm
geb. zu Schönau bei Olpe am 30.01.1861
gest. zu Brakel am 14.04.1922
Pfarrer in Brakel seit 1902

Friedrich Grüne 1922 – 1942

Geistlicher Rat, Ehren-Dechant posthum

Seine Laufbahn führte über Ruhrgebiet (dort Gefängnispfarrer und Kolpingvereine) nach Brakel als Pfarrer für 20 Jahre. In seiner Amtszeit wurde das Pfarrheim Heilige Seele gebaut (1938).
1941 kam er für einige Zeit aufgrund von „staatsabtrünnigen Äußerungen“ bzw. Besitz eines verbotenen Dokumentes ins Gefängnis. Er und andere zwei weitere Geistliche hatten den Hirtenbrief der holländischen Bischöfe vom Jan. 1941 im Besitz, in dem unerschrocken an die Aufgabe der Kirche erinnert wurde. Der Hirtenbrief war wohl Thema beim Dekanatstreffen in Bad Driburg im Februar. und er nahm ein Exemplar mit nach Brakel.  Ein bei der Konferenz anwesende V-Mann informiert die Geheimen Staatspolizei. Es folgte Hausdurchsuchung, Verhaftung und Gefängnis. Nach der Freilassung Landesverbot.
Nach mehreren weiteren Stationen (darunter Bad Pyrmont) verzichtete er auf die Pfarrstelle in Brakel uns starb 1944 in Eslohe. Die große und feierliche Beerdigung fand am 5. März 1944 in Brakel statt und war ein „machtvolles Bekenntnis der katholischen Kirchengemeinde Brakel“ (Pfarrbrief v. Feb. 2024).
Ehrung: Straßenbenennung „Dechant-Grüne-Str.“, Nebenstraße Am Meierbach
Grabstein Pastorengräber Brakel (Friedhof)
Schrift 2024 – zum 80. Todestag – verbessert
Pfarrer und Dechant
Friedrich Grüne
15.11.1867 in Meschede
1944 in Eslohe

Pfarrer in Brakel
RIP

PS
Die beiden weiteren beschuldigten Geistlichen, die durch den in Bad Driburg verteilten Hirtenbrief sanktioniert wurden, waren Dechant Wilhelm Becker (zurück in Bad Driburg 1945) und Pater Franz Riepe (gestorben 1942 im KZ Dachau). Der V-Mann sollt der Hausgeistliche der Hinnenburg gewesen sein.       
Literatur
Kurte, Andreas (2024): Kirchlicher Widerstand im Nationalsozialismus – Vor 80 Jahren starb der Brakeler Pfarrer Friedrich Güne. Die Warte Heft 201, S. 11-12.

Josef Brockmann 1941 – 1947

*24.11.1890 in Beverungen; +24.12.1975 ub Paderborn
Josef Brockmann wird als preußisch diszipliniert und NS-freundlich geschrieben. Er wurde nach dem Krieg Domprobst in Paderborn und machte Karriere beim Wiederaufbau des Domes und am Lehrerseminar.
Grabstein: in Brakel nicht vorhanden, aber auf dem Kapitelsfriedhof im Dom zu Paderborn
Wikipedia-Eintrag

Otto Schneider 1948 – 1965

Mit seiner Amtszeit sind in Brakel zwei weitere Personen verbunden:
Hubertus Halbfas (*1932 in Drolshagen), Prof. für Theologie in Reutlingen und Autor. Von 1957 (Priesterweihe) bis 1960 war er Vikar in Brakel. Später gab er als Reformpädagoge das Priesteramt auf und heiratete. Hier zum Wikipedia-Eintrag.
Paul Consbruch (*1930 in Gütersloh), später Weihbischof Paderborn
1955 Priesterweihe, danach Stationen u. a. in Brakel als Pfarrverwalter, weil Pfarrer Schneider gesundheitlich beeinträchtig war. Hier zum Wikipedia-Eintrag,

Grabstein in Brakel:
Otto Schneider
*19.07.1900 – 10.08.1966

Priester 08.08.1926
Pfarrer in Brakel 1948-65

RIP

Franz Hillebrand 1966 – 1991

In seiner Amtszeit wurden große Infrastrukturvorhaben geschaffen wie der Bau des Krankenhausen, des Altenheimes usw., Pfarrer Hillebrand wurde 1990 Ehrenbürger der Stadt Brakel.

Grabstein in Brakel:
Pfarrer Franz Hillebrand
*02.06.1915 (in Steinheim) +12.08.1996 (in Brakel)
in Brakel 1966-96

RIP

Franz Hillebrand ist Ehrenbürger der Stadt Brakel. Weitere Informationen hier.

Wilhelm Koch 1991 – 2021

geb. 30.05.1951 in Paderborn-Elsen, auch Willi Koch genannt

  • Tätigkeiten
  • Ausbildung zum Industriekaufmann, dann Studium der Theologie. Den Menschen und den Problemen zugewandt, sagen die Leute. Seine Wertschätzung für die Helfer (Männer und Frauen) in der Gemeinde bringt er regelmäßig zum Ausdruck („Juwelen, Diamanten“).
  • 1984 Priesterweihe und Theologe wie sein Bruder Heinz Koch in Winterberg
  • 1991 Pfarrer in Brakel und fulminanter Einstieg (vgl. Buch Annentag 1992 über das Annenfest 1991). Mit der Bezeichnung „Thanner von Brakel“ wird auf den Schauspiel-Partner von Horst Schimanski (Tatort-Ort Reihe in Duisburg) angespielt .
  • Die Kirchengemeinde ist Träger vieler Einrichtungen einschließlich des Krankenhaus, Altenheim usw. 1997 erfolgt der Umbau der Organisationsstruktur zur Entlastung der Kirche und zur Eigenverantwortlichkeit
  • Zulassung Kirchplatz als Rummelplatz bei Annentag mit Festzelt und Fahrgeschäften. Die Entscheidung wird allgemein begrüßt. Schutzmaßnahmen für Kirche und historische Stelen kommen später hinzu.
  • Umwandlung der Kirchenlandschaft in Pastoralverbünde. Pastoralverbund Brakel mit 13 Gemeinden (ca. 2015), heute Pastoraler Raum Brakeler Bergland
  • Belebung der Annenprozession mit Annen-Novenen und Lobeprozession. Er ist dankbar für die 30 Jahre, „dass er das tun durfte“.
  • 1997 Bezirkspräses (Schützenvereine) Höxter, 2008 Diözesanpräses Paderborn
  • Kunst im Pfarrhaus mit Empfang für Ehrenamtliche. Durch sein Engagement werden Kunstobjekte der Gemeinde gefördert oder restauriert.
  • 2016 Silbernes Priesterjubiläum

Besonderheit [d. Verf.]
Neben seinen theologischen Aufgaben mit klaren Predigten ist er volkstümlicher Seelsorger für alle. Seine Funktion als Diözesanpräses der Schützen drückt die Verbundenheit mit den Menschen aus. Er äußert sich ab 2015 vermehrt zu politischen Themen (Flüchtlinge, Trump, Kriege, später Corona). Klare Worte und Haltung, sagen die einen, Politik von der Kanzel, sagen die anderen. Für seine Gemeindemitglieder hat immer tröstliche Worte und Aufmerksamkeiten.
Er pflegt gute Kontakte zu Bürgermeister und anderen Funktionsträgern und Persönlichkeiten des Raumes. Er wurde schnell eine Institution in Brakel und verfolgte beharrlich seinen Weg. Zum Abschied 2021 erscheinen mehrere Artikel und ein Film in YouTube. Aus seinem Abschiedswort: „So hat man es im Brakeler Land gern: die Mettwurst lang, die Predigt kurz“. Ein Wort zur neuen schwierigen Situation der Kirche und Rolle des Priesters sucht man vergebens.

Literatur

  • NW v. 24.12.2013
  • NW v. 04.06.2014: „Geprägt von Familie und Glaube. Pfarrer Wilhelm Koch wurde vor 30 Jahren zum Priester geweiht“
  • WB v. 24.07.2020: Sehnsucht nach Seelsorge – Msgr. Andreas Kurte wird Nachfolger von Pfarrer Willi Koch.

Andreas Kurte (2021 – )

Neuer Pfarrer wird Andreas Kurte, geb. 1964. Er war zwischenzeitlich Dechant in Höxter und Corvey (2003-08) und trägt den Titel Monsignore. Zuletzt war er Domkapitular und Leiter der Personalabteilung beim Erzbischof. Jetzt möchte er wieder in die Seelsorge und sich den neuen Herausforderungen als Pfarrer einer großen Landgemeinde stellen.

Literatur

  • WB v. 08.06.2021: „Andreas Kurte als Pfarrer von Brakel installiert – Vor 30 Jahren zum Priester geweiht: Ehemaliger Personalchef im Generalvikariat verzichtet auf Kapitelsitz“. Monsignore Andreas Kurte (57) ist am Dienstag in der Krypta des Paderborner Domes von Generalvikar Alfons Hardt als neuer Pfarrer der Pfarrei St. Michael und St. Johannes Baptist Brakel installiert worden.
  • Buch 2019: „Sieben Jahre in Deiner Welt: Briefe an meinen demenzkranken Vater“.  Taschenbuch Bonifatius-Verlag, 100 Seiten
  • Buch 2017: Die Äbte, Fürstäbte und Fürstbischöfe von Corvey. Bonifatius Gebunden, 25. Juli 2017, 29,90 EUR, 307 Seiten