Bohlenweg 1938

Baubeginn 1919

Der Bohlenweg, die Straße vom Feuerteich in die Feldflur Flechtheim und nach Riesel hat seinen Namen von dem feuchten Untergrund, das eine Passieren unter nassen Bedingungen nur mit Hilfen wie Bohlenbrettern über die untiefen Stellen ermöglichte.

Der ersten Häuser entstanden nach dem Ersten Weltkrieg im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Kriegsheimkehrer. Dabei wurden erste Häuser am Anfang des Bohlenwegs und der Seitenstraße Am Teich gebaut. – Näheres ist im Moment nicht bekannt.

Siedlungsprojekt 1938

Große Flächen am hinteren Bohlenweg waren im Besitz der jüdischen Familie Flechtheim (vgl. Bebauungsplan 1914). Die Drangsalierung und Entrechtung jüdischer Geschäfte war weit fortgeschritten und ich vermute, dass das Land von der Gemeinde konfisziert wurde oder durch Enteignung erworben worden ist. aus dem Jahr 1938 gibt es zahlreiche Kaufverträge über solche Verfahren zugunsten von nicht-jüdischen Bewohnern, Stichwort: Arisierung jüdischen Besitzes.

Das Siedlungsprojekt passte jedenfalls voll in die damalige Zeit des Aufbaus für Familien, für die Versorgung mit Lebensmitteln und wurde Propaganda-mäßig überhöht, wie die beiden folgenden Berichte zeigen:

Bericht über Erfolge der Siedlungspolitik 1938

Das danken wir dem Führer am 10. April 1938

Brakeler Anzeiger v. 6. April 1938. Hinweis: Der 10. April war Hitlers Geburtstag

[…] In dem Landstädtchen Brakel ist das Baugewerbe ein wichtiger Erwerbszweig geworden. Mit der Sicherheit der Volksgenossen wächst die Sehnsucht nach eigenem Grund und Boden, nach dem Eigenheim. Wie ein Kranz hat sich um den Stadtgürtel in den letzten 5 Jahren ein Haus an das andere gereiht. Viele Bauanträge liegen noch vor. Den größten Bestandteil bildet die Klein- und Eigenheimsiedlung am Bohlenweg, zu der am Samstag der erste Spatenstich in die Erde senken wird. Es wird im nationalsozialistischen Geist ein Gemeinschaftswerk entstehen und zum Wohle vieler Brakeler Familien.

26 Siedlungshäuser und 11 Eigenheim werden schon im Herbst frohe Menschen und eine besonders glückliche Kinderschar sehen.

Quelle: Buch 1988 (Engemann, Ulrich: Nationalsozialismus und Verfolgung in Brakel, S. 23-24)

Es ist im weiteren die Rede von den großen Arbeitgebern der Stadt, der Sperrholzfabrik Becker, dem Westfälischen Metallwerk (später FSB) und Wäscheklammerfabrik.

„Der Nationalsozialismus hat es verwirklicht“

Brakeler Anzeiger v. 20.04.1938

Der erste Spatenstich zur Klein- und Eigenheimsiedlung in Brakel ist getan […]

Heute ist in Brakel das Siedlungsgelände vermessen, die Bauplätze sind abgesteckt. Am Samstagnachmittag kamen die Siedler und Eigenheimanwärter zusammen. – – … Verlosung der Siedlerstellen .. Anmarsch feierlichen im Zug mit Musik .. einzelne Hausstellen schon markiert auf dem „Anger“ … Flaggenhissung, Ortsgruppenleiter Parteigenosse Kruse mit Kernspruch … Bürgermeister Müller spricht von einem feierlicher Akt.

26 Kleinsiedlungsbauten und 8 Eigenheime größtes Projekt im Kreis Höxter

Über die Ausführung der Siedlung sprach der planende und bauleitende Architekt Allerkamp und zur Finanzierung . Zum Schluss der eindrucksvollen Feier erklangen die nationalen Weihelieder aus dankbaren Herzen.

Quelle: Buch 1988 (Engemann, Ulrich; Nationalsozialismus und Verfolgung in Brakel, S. 25)

Über dieses Großprojekt gibt es sicherlich weiter Dokumente im Stadtarchiv, insbesondere Pläne und Zeichnungen. Viele Häuser am Bohlenweg (und der Ostdeutschen Straße) verfügen über relativ große Gärten. Sie haben teilweise heute noch ein Nebengebäude, das damals für Kleinvieh und Gerätschaften zum Gartenbau vorgesehen war.

Gleiches gilt für für die Michaelstraße und Stegbrede im Westen Brakels an der B 252. Das Gebiet ist um 1950 erschlossen worden für Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.