1. Startseite
  2. »
  3. 1848 Revolution Bökendorf

1848 Revolution Bökendorf

„Die Revolution von 1848 in Bökendorf und umliegenden Orten“ (Die Warte Heft 199, 2023, 28-33) von Bernhard Aufenanger (Brakel)

Das Revolutionsjahr, das in der Hauptstadt Berlin einige Zeit für Chaos sorgte, hat auch auf dem Lande Spuren hinterlassen. Die von adligen Großgrundbesitzern eingewängten, beengten Dörfer Bellersen und Bökendorf wehrten sich im Zusammenhanf mit den Unruhe gegen das Verbot der Nutzung von Wald und bestimmten Weiden (Huden).

Die erste Hälfte des 19. Jh. war bekanntlich auch eine klimatisch schwierige Zeit von Missernten und Hunger. Viele Bewohner hatten mittlerweile die nackte Existenz vor Augen und gerieten in Panik. Sie zogen in wilden Horden vor den Bökerhof, wo der Gutsherr von Haxthausen lebte und drohten mit Brand und Blutvergießen, wenn ihre Forderungen nicht gehört würden. Als dann in Hainhausen beim Grafen von Bocholtz-Asseburg das Gleiche geschah, und vom Schäferhof aus auch das Schloss Hinnenburg in Bedrängnis geriet., brachten sich die edlen Damen und Herren (für einige Wochen) in Paderborn in Sicherheit.

Den Verwaltern vor Ort hatten sie Vollmacht gegeben, Zugeständnisse an die aufgebachten Bürger zu machen. So geschah es und die Lage beruhigte sich wieder. Diese Zugeständnisse wurden später wieder gerichtlich einkassiert, weil sie unter erpresserischen Druck zustand gekommen waren. Bei dem Gerichtsverfahren diente der Bericht der Ludowine von Haxthausen, der Schwester des Gutsherrn, die im Vikariat Zuflucht gefunden hatte, als Beweismittel ein große Rolle. Dieser Bericht wurde später im Heimatborn von 1935 (einer Beilage der Zeitung Westfälisches Volksblatt) veröffentlicht. Darin werden die genaueren Ereignisse aus der Sicht der mutigen Frau geschildet.

Weitere schriftliche und authentische Schilderungen finden sich in Briefen der Therese von Droste-Hülshoff (der Mutter der Annette von Droste-Hülshoff) und ihrer Schwester Sophie von Haxthausen, mit der sie im auf Reisen war hier im Raum zur Zeit der Unruhen. Alles lässt keinen Zweifel daran, dass es eine wirklich bedrohliche ernste Lage war.

Warum, so fragt sich der Autor weiter, berichten aber die offiziellen Quellen wie die Ortschroniken nicht oder nur am Rande von den Unruhen? Er zitiert daraus und bemerkt, dass die Chroniken wohl von Staatspersonen (Lehrern, Beamten) geführt wurden und diese den Sachverhalt herunterspielen oder ins Lächerliche ziehen. Erwähnt ist aber auch, dass in Brakel ein preußisches Militärkommando einquartiert war, um weiteren Übergriffen in der Region vorzubeugen.

Interessant ist auch der Hinweis, dass sich die Aktionen der Rebellen damals gegen den Adel und bereits auch gegen Juden richtete. Letztere Gruppe war in der Zeit des Umbruchs, der Ablösung von alten Rechten, mit Geld und Immobilien an vielen Geschäften beteiligt. Banken und Genossenschaften bildetet sich erst später heraus.

Die Darstellung des Themas insgesamt könnte zu weiteren Nachforschungen führen.

Nebenbei: Auch das Buch „Chronik der Gemeinde Bökendorf“ von Reinhard Koch aus dem Jahr 2017 berichtet auf S. 120 von den Ereignissen in Bökendorf aus ähnlichem Blickwinkel. Es ist in der Literatur von Aufenanger nicht erwähnt.