Bredenbrief 1935 – Rückblick und Auftrag

Zur Entlassung jeden Abitur-Jahrgangs erscheint ein Bredenbrief über das vergangene Schuljahr. Der von 1935, dem dritten Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, enthält einem Rückblick auf die Veranstaltung und Fahrten des Schuljahres. – Politisch interessant sind die folgenden Abschnitte*:

  • Eigene Feier zur Reichsgründung im Januar
  • Abitur-Themen im Fach Deutsch: Der deutsche Soldat des Weltkrieges – Wirklichkeit und Ideal / Bäuerliches Leben als Urquell deutscher Kraft
  • In den Verabschiedungsworten des Schulleiters: Die Schule hat heute ihre Aufgabe erfüllt; sie öffnet heute ihren Kreis und entlässt Sie in einen weiteren Daseinsring, die Volksgemeinschaft. Wenn Sie den Geist der echten selbstlosen fraulichen Hingabe, der Einfühlung und zarten Rücksichtnahme, den heldischen Opfergeist mit in die Volksgemeinschaft nehmen, hat die Schule ihr Ziel in Ihnen voll und ganz erreicht.
  • Ausblick auf den neuen Schuljahrgang. Jeder Schulanfang wird [ab] jetzt von einem feierlichen Akt eingeleitet. Alle Klassen stellen sich im großen Halbkreis auf, um die [Hakenkreuz-] Fahne zu grüßen. Ernst senkt sie sich aus einem der Turmfenster auf den Schulhof hinab. Beim Schall der Nationalhymnen ahnen wir die tiefe Bedeutung der Flaggenehrung: Das Vaterland mahnt uns an unsere Pflicht; es wird einmal Rechenschaft von unseren Kenntnissen fordern. Das Horst-Wessellied zu Ende singend, ziehen die Klassen nacheinander ins Schulhaus ein. 

Die neue nationalsozialistische Ideologie ab 1933 ist offenkundig nahtlos und unreflektiert übernommen worden. Erst später beginnen Repressalien gegen Schulen in privater und konfessioneller Trägerschaft.

*Quelle: Buch Engemann und Ernst 1988, S. 58