Gewerbe und Landwirtschaft

Koberg äußert sich nur in Kurzform zur Lage der Landwirtschaft und dem Gewerbe (S. 67-69).

Gewerbe

Für das Jahr 1900 waren 68 Betriebe zur Gewerbesteuer veranlagt, davon nur 2 Betriebe in den Klassen I und II.

Betriebssteuern sind angefallen durch die 6 Gast- und Schenkwirtschaften, sowie 11 Schenkwirtschaften und 6 Branntwein-Kleinhandlungen.

Im Zeitraum 1886-1900 sind 12 gewerbliche Anlagen hinzugekommen:

  • Zwei Metzgereien (August Ewalde und Josef Meyer)
  • Die Druckerei Emil Ruthe
  • Zwei Reparaturwerkstätten für landw. Maschinen (Peter Brünnagel und Gebr. Rox)
  • Die Zigarrenfabrik (Schwering & Haße aus Lügde)
  • Die Dampfziegelei (Friedrich Wiegand)
  • Das Sägewerk (Albert Klein)
  • Die Papiertütenfabrik Serong aus Höxter
  • Das städtische Elektrizitätswerk
  • Die Molkerei (Genossenschaft) und
  • die Dampfschlachterei

Dem „großen Fabriketablissement“, der Dampfschlachterei in der Nieheimer Straße, das nur zwei Jahre in Betrieb war, widmet er einen längeren Abschnitt. Es sei „von vornherein zu groß und opulent angelegt worden“ und es habe an Betriebskapital gefehlt. Hinweis: 1909 erfolgte die Ansiedlung der Fa. FB auf dem Gelände.

Landwirtschaft

Für die Landwirtschaft ist es „in der Berichtsperiode [1886-1901] im Großen und Ganzen recht ungünstig gewesen“ aufgrund von schlechten Getreidepreisen und von wetterbedingt schwierigen Jahren 1893 (Dürre) und 1894 (Nässe). Hilfen und Personal ist in die „Industriegegenden“ abgewandert wegen höherer Löhne dort.

Nur die Viehwirtschaft hat sich gut gehalten und eine Tabelle nennt

  • 462 Haushaltungen mit Vieh (1900),
  • darunter 289 Pferde, 786 Stück Rindvieh, 1.664 Schweine, 227 Schafe und 482 Ziegen

Damit hatten damals über 80 % aller Hauhaltungen (insg. ca 550) Vieh!  

A n m e r k u n g: Brakel ist noch eine kleinstrukturierte Ackerbürgerstadt, erst wenige landwirtschaftlichen Betriebe lagen vor den Toren der Stadt. Die Viehzahlen sind enorm, sie bedeuten auch Futterlager, Einstreu und Mistlagerstätten über die ganze Stadt verteilt. Viele Tiere werden im Sommerhalbjahr täglich auf die Weiden geführt.

Quelle: Koberg 1901, S. 67-69